Leopold Besser an Ernst Haeckel, Asyl Pützchen bei Bonn, 22. September 1886
DR. BESSER, ASYL PÜTZCHEN BEI BONN, 22/Sptbr 1886.
Verehrtester Herr Professor!
Darf ich in Ihre Challenger-Fesseln hinein einen Ruf nach Hilfe thun? Seit ich Ihr Wort i. Scherer las, nahm ich mir vor, Sie anzurufen.
Die Naivität, mit der die Grammatokraten in Hannover sich anschicken wollen, mit Naturwissenschaft den alten Kern zu verjüngen, ist groß. Aber sie haben sich doch gebunden, uns zu hören u. ich meine, dieser Gelegenheit, der alten Klassicität einen Umriß unserer Rechte entgegenzustellen, darf sich die deutsche Naturforschung nicht entziehen. ||
Ich halte für sie den Weg nach Hannover wichtiger als den nach Berlin.
Seit aus den Reihen der Neu Philosophen heraus [vis. Gießen] selbst von Classicisten der Hauptgrund für die Nothwendigkeit der alten Sprachen auf d. Gymnasium a durch den Beweisb entzogen worden ist, daß keine Sprache so gut als unsere deutsche Muttersprache den Dienste grammatikaler Schulung des jugendlichen Denkens [cf. Huxley Stud. der Zoologie] leistet, seitdem wird gerade ein Dritttheil der ganzen Schulzeit frei. Helfen Sie dieses Dritttheil in Hannover mit für unsere Wissenschaft fordern.
Kommen Sie, helfen Sie mit in Hannover! Um Ihr „Ja“ bittet
Ihr Besser.
a gestr.: über; b den Beweis