Besser, Leopold

Leopold Besser an Ernst Haeckel, Beuel, 11. März 1883

DR. BESSER, ASYL PÜTZCHEN BEI BONN, 11.3.1883

Geehrter Herr Professor!

Es ist lange her, dass wir zusammen über den Laacher See fuhren. Wie esa aber ein Glück für die Wahrheit ist, dass die Menschen absterben, sob ist’s auch gut, die Person von der Sache zu trennen u. so ist’s ja ganz gleichgiltig, ob Sie mich kennen oder nicht. –

Die Lehre der Sinnes-Wahrnehmungen u. die Causalität bezeichnen die Philosophen als ihre letzten Bollwerke. Wer das Kind zu beobachten versteht [freilich hindert Viele ihre philosophische Voreingenommenheit daran] sieht bald wie das zustande kommt, was wir eine Empfindung nennen. Wir bedürfen eben der Johannes Müller’schen „Sinn-Substanz“ nicht mehr. ||

Ob die Naturforschung diec Causalität, wie sie E. Zeller in seinen Abhandlungen in ein transcendentales Reich stellt, benötigt, braucht kaum discutirt zu werden.

Bitte lesen Sie das anliegende Blatt u. sagen Sie mir Ihr Ja oder Nein, wenn Ihre spez. Forschungen Sie nicht überhaupt fern von dieser unsere Zeit stigmatisirenden Frage halten.

Ihr ergebener

L. Besser.

a gestr: Da; eingef.: Wie es; b eingef.: so; c korr. aus: der

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
11.03.1883
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 7594
ID
7594