Käthe Besser an Ernst Haeckel, Bonn, 28. Juni 1906
Hochverehrter Herr Professor! –
Lange ist’s her, daß ich Ihre letzten Zeilen erhielt. Hoffentlich ist’s Ihnen leidlich mit dem Befinden ergangen. Nach den Zeitungen ist’s so und sind Sie noch immer kampfesmutig. Von mir will ich Ihnen weiter gar nicht reden. Ich bin furchtbar lebensmüde und nach allen Erfahrungen seit dem Tode meines lieben Alten, sehr verbittert. Wäre ich nicht so krank, so würde ich mir mit || meiner Energie und dem was ich kann und weiß, eine andere Situation geschaffen haben, so wache ich mit Sorgen auf und gehe mit Sorgen schlafen. Ich leide gemütlich unsagbar.
Ein durch den Verleger des Volkserziehers W. Schwaner empfohlener junger Mann, bearbeitet das nachgelassene manuscript meines Mannes, auf das er so viel Hoffnung setzte. „Das Leben kein Wunder“. Nur fehlt es am Verleger. Kennen Sie Bondi? Würden Sie hochverehrter Herr Professor wohl dann ein empfehlendes Wort für den Verlag sagen? Das || Werk wird total umgearbeitet für’s große Laien-Publikum, alsoa ganz populärer Styl. Würden Sie im Andenken an meinen Mann ein Vorwort schreiben? Das allein würde schon die Aufmerksamkeit des Publikums anziehen.
Ich will Ihre kostbare Zeit nicht länger in Anspruch nehmen und bitte Excellenz um Verzeihung wegen meiner Kühnheit! –
Stets
Ihre
dankbar ergebene
Käte Besser
Bonn 28.6.06. | Louisenstr. 36II
a korr. aus: Also