Besser, Käthe

Käthe Besser an Ernst Haeckel, Bonn, 27. November 1899

Bonn 27.XI.99.

Hochverehrter, lieber Herr Professor,

Wohl kaum ist ein Tag vergangen, wo ich Ihrer nicht gedacht hätte. Nicht immer ohne Groll – ich muß es gestehen – daß doch das alte Jahr ins Meer der Ewigkeit versinkt – ohne Sie wieder gesehen zu haben. Ihre Bein-Contusion gehört hoffentlich nur noch zu den unangenehmen Erinnerungen! || Hat Lenbach einen guten Treffer gemacht, Sie richtig aufgefaßt?

Ich habe schwere Tage mit meinem Mann durchlebt. Er erkrankte schwer an Bronchitis und dazu gesellte sich eine so große Herzschwäche, daß Freund Hein ihn schon so ziemlich diesmal an den Händen hatte. Aber der edle Alkohol und die beste Pflege und last not least seine unverwüstliche Natur, ließen ihn singen. Ich wünschte || ihm nur, daß sein Buch so vergriffen wäre, wie das Ihre! Es wird Ihnen dies doch eine große Freude sein. Mich begleitet das Buch getreulich und je öfter ich’s lese, desto mehr giebt es mir! Darf ich eine sehr, sehr unbescheidene Bitte aussprechen, verehrter Freund? Ich hätte so gern ein Exemplar aus Ihrer Hand mit einem Gruß als Dedication, das andre || Exemplar beansprucht mein Mann öfters und ich traue mich nur ungern daran. Aber gelt, Sie sind mir nicht böse über meine unbescheidene Bitte? Wenn Sie nicht gar zu tief wieder in der Arbeit stecken, erhalte ich im alten Jahrhundert wohl noch ein Lebenszeichen.

Mit vielen Grüßen

Ihre

treu ergebene

Käthe Besser

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
27.11.1899
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 7556
ID
7556