Besser, Käthe

Käthe Besser an Ernst Haeckel, [Bonn-Poppelsdorf], 19. April 1899

19.IV.99.

Verehrtester Herr Professor,

Nur noch schnell einen Gruß nach Jena vor Ihrer Reise nach Berlin. Im Interesse der Menschheit war Ihr Bleiben im Studirstübchen ein Segen – aber nicht für Ihre Ferien-Erholung nach der Winter Campagne. Ihre Energie ist bewundernswerth mit der Sie das Riesenwerk beendeten, auf dessen Erscheinen ich mich so sehr freue. Werde mich auf das erste Exemplar stürzen. || Von Woche zu Woche schaute ich immer sehnsüchtiger nach einem Riviera-Gruß aus und diktirte meinem Mann heute einen indirekten Gruß auf eine Karte. Kaum war sie zur Post, als ich Ihre lieben Zeilen erhielt, auf die mein Gebieter fast eifersüchtig war, ich meine mich etwas beneidete.

Er hat Ihnen gleich geantwortet und ich meine, es sei Ihnen am Ende das || Ansinnen, meiner Großen ein Ständchen zu schicken – recht unbescheiden vorgekommen. Aber vielleicht schauen Sie sich mit ihr eine Bilder-Ausstellung an? Jedenfalls kann meine Tochter Sonntag Mittag mal auf „einige Minuten“ bei Ihnen vorsprechen. Sie verläßt ja Berlin bereits am Donnerstag. Morgen, den 27.a was mein Mann nicht weiß, da sie ihn überraschen will. || Berlin ist sehr schön um diese Zeit. Letzten Mai war ich dort bei Lucaes am Lützowplatz. Ganz in der Nähe wo Ihre Frau Tante wohnt. Mein Mann hat sich wieder erholt. Leider fühle ich das cor mehr als mir lieb ist. Der medicinische Kongreß in Karlsbad brachte viel Interessantes über die Insufficirung besagten Muskels, sogar die Behauptung des Professor v. Schrötter, man könnte an gebrochenem Herzen sterben. Nun ein Weilchen hält meines hoffentlich noch vor. Bald mal mehr.

Rechte Erholung wünscht Ihnen von Herzen

Ihre

treu ergebene

Käthe Besser

a eingef.: den 27.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
19.04.1899
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Jena
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 7549
ID
7549