Besser, Käthe

Käthe Besser an Ernst Haeckel, o. O., 2. August 1898

Empfinden heißt auf Alles reagiren, was der Mann Einem Böses und Gutes anthut! Es giebt seelisches und körperliches Empfinden. Doch sind körperliche Stiche wie die von Nadeln, Mücken immerhin den a geistigen Stichen vorzuziehen.

Unterb Vorstellung versteht man gewöhnlich das Aufführen einer Komödie, Tragödie auf den Brettern, im philosophisch klaubenden Sinn, das Zusammenfassen diverser Reflexe in ein Gesammtbild.

Schliessen kann man auf und zu, gewöhnlich mit Schlüsseln, Dietrichen. Aber man kann auch richtige und falsche Schlüsse ziehen, aus dem Benehmen eines Mannes z. B. auf seine Erziehung, wie er räuspert, wie er spuckt etc.

Phantasie ist der Kuchen der armen Leute. Sie können sich damit zeitweise trösten und über Manches hinwegspiegeln.

Erinnerung werden [!] in angenehme und unangenehme getheilt, doch sind letztere c vorwiegend. ||

Bewusstsein ist selten ein ungetrübtes und wenn man sich klar darüber zu sein glaubt, so ist man erst recht im Unklaren.

Willen ist die von den Männern unterdrückte weibliche Individualität.

Käte Besser

2/8 98

a gestr.: der; b eingef.: Unter; c gestr.: das Resummé

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
02.08.1898
Entstehungsort
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 7535
ID
7535