Anton Bergmann an Ernst Haeckel, Würzburg, 21. Juni 1911
Würzburg den 21. Juni 1911.
Exzellenz!
Unterzeichneter, der Ew. Exzellenz das hohe Glück einer befriedigenden Weltanschauung verdankt, gestattet sich, zu dem schweren Unfall, den Ew. Exzellenz jüngst erlitten haben, nachträglich sein herzlichstes Beileid auszusprechen und die besten Wünsche zu einer baldigen Genesung zu übermitteln.
Ursprünglich in einem bischöflichen Knabenseminar unter schmählichem jesuitischen Gewissensdruck erzogen und auf der Universität in den ersten zwei Semestern in eine ihn keineswegs befriedigende sophistische dualistische Metaphysik eingeführt, da er zum Theologen || bestimmt war, unter welcher Bedingung er übrigens nur die Erlaubnis zum Studium von seinen Eltern erhalten hatte, ergriff ihn später, als er, mit Commilitonen von der medizinischen Fakultät verkehrend, die „Welträtsel“ und „Lebenswunder“ Ew. Exzellenz gelesen hatte, eine unwiderstehliche Sehnsucht, Ew. Exzellenz persönlich kennen zu lernen oder wenigstens einmal zu sehen; er brach daher an einem Julitag 1908 nach Jena auf und nahm sich die Freiheit, das Kolleg Ew. Exzellenz am 15. Juli jenes Jahres zu besuchen, wofür er höflichst um Entschuldigung bittet.
In aufrichtiger Teilnahme
Ew. Exzellenz ergebenster
Anton Bergmann, gepr. Lehramts-
kandidat der Altphilologie.