Ludwig Bergfeld an Ernst Haeckel, Heidelberg, 6. Februar 1907
Heidelberg, den 6.II.07.
Rohrbacher Straße 40.
Hochverehrter, teurer Herr Professor!
Wie kann ich Ihnen genug danken für die freundlichen Worte, die Sie, gewiß neben einer Überfülle wichtiger Arbeiten, an mich zu richten die Güte hatten! Auf die am 18.I. erfolgte Versendung von 20 Freiexemplaren an || Persönlichkeiten, die mir nicht unmittelbar nahestanden, erhielt ich seither außerdem nur drei Empfangsbestätigungen, in deren einer mir mit dem Staatsanwalte gedroht wurde. Um so mehr überwältige mich der Eindruck Ihrer ermutigenden, sympathischen Äußerung. – –
Ich bestätige dankend den Empfang von M. 5.40 Pf und erlaube mir, dafür gleich 5 Exemplare zu senden, weil ich als Autor nur einen Teil des Ladenpreises zahle, und die ge-||dachte Verwendung mir vom geschäftlichen Standpunkte aus natürlich nur Vorteil bringt.
Ich bin zur Zeit arg gehetzt mir einer Übersetzung des neusten Werkes von Carpenter, in dem er die organische Entwicklung einer sexuellen Zwischenstufe beim Menschen geistvoll erörtert, des „Mittelgeschlechtes“, das z. B. in einem wohlausgebildeten männlichen Körper mehr oder weniger Elemente des specifisch weiblichen Wesenskerns enthält. Mein erstes Freiexemplar davon bitte ich Ihnen ergebenst überreichen || zu dürfen.
Ich darf vielleicht annehmen, daß ich Ihren Intentionen nicht zuwiderhandle, wenn ich meinem Verleger in rein privater Form Ihre gütigen Äußerungen zur Sache mitteile.
Mit größter Hochachtung
Ihr
dankbar ergebener
L. Bergfeld.