Fr. Max Bergfeld an Ernst Haeckel, Zwickau, 20. Juni 1907
Zwickau Sa. 4, Paulusstr. 7,
20.6.07.
Hochgeehrter Herr!
Ich weiß nicht, ob Sie willens sind, mir zu antworten. Für den Bejahungsfall will ich aber noch bemerken, daß ich mich noch mit Ihrer Verneinung des Zweckbegriffs, der bei mir eine große Rolle spielt, beschäftigen muß. Aus ihm leite auch die Sittlichkeit ab.
Ich kann zur Zeit Zwecke (Ideen) nicht leugnen, fasse sie freilich nicht im gewöhnlichen (theologischen) Sinne auf, sondern als Ziel, auf das die organisierenden Kräfte (bewußt oder unbewußt) hinstreben, was auch auf Vererbung zurückgeführt werden kann.
Kurz: Darüber will ich noch nachdenken und sehen, wie ich mich dann zu Ihnen stelle. Sollten Ziele nicht auch aus der Psychomaterie hervorscheinen?
Hochachtungsvoll
F. M. Bergfeld. ||
Herrn Prof. Ernst Haeckel
Universität
Jena