Berger, Elise

Elise Berger an Ernst Haeckel, Cannstatt-Stuttgart, 4. Februar 1916

Kgl. Wilhelma.

Cannstatt-Stuttgart.

4. II. 1916

Lieber hochverehrter Herr Professor.

Wie sollen wir Ihnen für Ihre grosse Liebenswürdigkeit genug danken! Sie haben uns allen mit dem Porträt, den wunderschönen Skizzen von La Mortola & den Schriften eine riesige Freude bereitet. Die Bilder werden eine sehr wertvolle Erinnerung an Sie bleiben, darüber werden sich meine Kinder & Enkel noch einmal freuen. Ihre Sendung kam als ein Lichtstrahl zu uns – denn leider liegt mein Mann seit 12 Tagen ernstlich an Lung- & Rippenfellentzündung & war ich in den letzten Tagen in grosser Sorge um ihn. Es geht ihm seit 2 Tagen besser, das Fieber hat nachgelassen, der Husten plagt ihn nicht mehr so sehr & das Atmen geht leichter – aber er ist entsetzlich schwach & folglich sehr niedergeschlagen. Er schläft fast immer, doch hat er auch bessere Stunden & dann betrachtet er mit Rührung Ihre Bilder & Schriften & freut sich, dass Sie unserer mit treuer Freundschaft gedenken.

Zu Ihrem Geburtstag will ich || Ihnen heute schon unsere besten Glückwünsche senden, denn meine Krankenpflege nimmt mich so in Anspruch, dass ich es vergessen könnte. Möge es Ihnen gesundheitlich immer besser gehen & Sie sich noch lange Jahre Ihren Arbeiten widmen können.

Mein Mann freut sich natürlich auch, dass sein Freund Ferdinand den richtigen Anschluss gefunden hat. Wir erhielten zu Neujahr Briefe von den beiden Prinzessinnen; die jetzt vor dem bulg. Abiturium stehen. Sie studieren fleissig lateinisch & griechisch ausserdem 6 lebende Sprachen.

Mit den herzlichsten Grüßen & nochmaligem besten & innigsten Dank für Alles

verbleibe ich stets

Ihre dankbar-ergebene

E. Berger.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
04.02.1916
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 7382
ID
7382