Stuttgart. 9t Oct. 1882.
Mein lieber Herr Professor!
Ich habe Closs Mittheilung gemacht von Kröners endgültiger Ablehnung. – Obgleich diese Herrn jährlich für etwa 40–50 000 Mark Arbeiten bei Closs ausführen lassen u. auf Du und Du mit ihm stehen, so hatten sie es doch nicht der Mühe werth befunden diesem kleinen, aber sehr feinfühligen u. in seiner Art tüchtigen Manne – irgend welche Nachricht von dem auch für ihn wichtigen Entschlusse zugehen zu lassen. – .
– Ein Carlsruher Buchhändler hat mir einmal lachend gesagt: Merken Sie sich’s, mein Freund: Alles, was mit Büchern zu thun hat, ist mehr oder weniger Canaille! – . Ich hab mir’s gemerkt u. unterschreibe das bissige Wort mit dem alleinigen Zusatze: – ausgenommen diejenigen, welche ihr bestes, ihr Herzblut, geben, um gute Bücher zu erzeugen! – . ||
Closs räth nun folgendes:
1) bei Carl Hallberger anzufragen. – . Dieß ist schon vor mehreren Tagen von mir auf eigene Faust geschehen, ohne daß ich bis jetzt eine Antwort erhalten hätte. Sie wird sicherlich kommen, aber ich befürchte sie wird ablehnend lauten, wie die erste. – .
2) bei Friedrich Bruckmann in München.
3) bei Theodor Ströfer in München anzufragen, die beide schon eine ganze Reihe von Prachtwerken herausgegeben u. – was das Wichtigste ist, – in England und Amerika Verbindungen haben. – .
Sollten Sie sich zum Letzteren entschließen können, so bin ich, wenn Ihre anderweitigen Afazeres, wie die Portugiesen sagen, Sie abhalten persönlich nach München zu gehen, bereit die Reise für Sie zu machen, wenn Sie die Güte haben || wollen mich mit den nöthigen Beglaubigungsschreiben auszustatten. – . Eine vorläufige Anfrage bei demselben wäre allerdings gut. – .
Mit bestem Gruß, auch von meiner Hausfrau
Ihr
ergebenster
F. Keller-Leuzinger.