Stuttgart. 3t Sept. 1882.
Lieber u. vielwerther Herr Professor!
Die vertraulichere Anrede ist, – wie die schöne Arbeit selbst – ganz nach meinem Geschmack, – weniger aber einem der Herrn Verleger, – möge er nun Kröner, Kunz oder Peter heißen, – ein Opfer zu bringen oder einen Gefallen zu erweisen. – Und der Verleger, – nicht der Autor, wäre es ja, der einzig und allein Vortheil davon hätte, wenn ich meine Honorarforderungen reducirte. – Wenn diese Herrn mit einem einzigen Buche, bei dessen Erzeugung ihre ganze Thätigkeit sich darauf beschränkt, den || Dampf auf ihre Presse wirken zu lassen u. ihren Commis einige Geschäftsbriefe zu dictiren in 1½ Jahren einen Gewinn von 100 000 machen, – so stecken sie denselben schmunzelnd in die weiten Taschen u. geben dem eigentlichen Urheber noch nicht einmal ein Wort der Anerkennung oder des Dankes, und gerade Kröner, der eine eigene Druckerei besitzt, deren bis tief in die Nacht hinein rollende Pressen an und für sich schon eine Goldgrube darstellen, ist in einer noch günstigeren Lage, denn die anderen „Ricassos“. – .
Ich habe persönlich Nichts gegen ihn, – aber „geschäftlich“ kann ich es ihm nicht vergessen, daß er für mein Amazonasbuch auf dem Passus bestund: es sollten von den einlaufenden Geldern zuerst seine Auslagen, d. h. circa || 10 000 Mark für Druck und Papier, – u. nachher erst die meinigen, 10 000 Mark für die Herstellung der Illustrationen getilgt werden, – u. dieß Alles während er, wie er mir später offen gestand, – die feste Ueberzeugung hatte, daß sich das Buch höchstens zur Hälfte bezahlt machen würde. – – Und dabei ist er einer der „tractabelsten“, – nun stellen Sie sich vor – wie die anderen sind! – . Ihr Jenenser, Costenoble, – bei dem ich auch anklopfte, – machte mir noch viel „grimmere“ Propositionen u. fing von vornherein damit an, daß er den Titel, – nach meiner Absicht das Beste am ganzen Buche – herunter riß u. geändert haben wollte. – Cotta schickte Zeichnungen u. Manuskript nach Augsburg an einen seiner Redacteure, – odera vielleicht von Hellwald, – um mir beides, ramponirt u. beschmutzt, – nach längerer Zeit wieder mit einem ablehnenden Bescheide zugehen zu lassen – u. s. w. – . ||
– Für Sie, Herr Professor, soll mir keine Mühe, keine Anstrengung zu groß sein, – (u. ich glaube, daß wir mit dem vorliegenden Material, Ihren flotten Skizzen u. den Photographien, Etwas wirklich Schönes, Ächtes, schaffen können) – b dem Verleger aber sei es nun Kröner oder ein Anderer, werde ich keine Concessionen machen, da ich der Ansicht bin, daß er der Vortheile schon genug habe. – .
Von Ihrem Buche werden sich nicht 600 wie er sagtc, sondern 1000 Exemplare in Deutschland absetzen lassen, u. mit dem Verkauf der Clichés, besonders nach England, – kann er den Rest der Auslagen, u. mehr als dieß, decken. – Wenn es noch Ihr Wunsch ist, daß ich mit dieser Arbeit betraut werde, so bitte ich Sie dieß dem Herrn Verleger mitzutheilen u. er dürfte dann wohl den Muth finden – etwas tiefer in die große Tasche zu greifen! – Sollte es nothwendig werden nach Jena zu kommen, so bin ich jede Stunde dazu bereit. – . Mit den besten Grüßen, – auch von Seiten meiner Gattin,
Ihr ergebenster
F. Keller-Leuzinger
a eingef.: od.; b gestr.: für; c eingef.: wie er sagt