Franz Keller-Leuzinger an Ernst Haeckel, Stuttgart, 21. Juni 1882

Stuttgart. 21 Juni 1882.

Hochgeehrter Herr Professor!

Ich habe zwar Herrn Spemann vor seiner Abreise nicht mehr gesprochen, aber doch durch dessen Stellvertreter erfahren, daß er Ihr Anerbieten abgelehnt habe. – . Es thut mir dieß um so mehr leid, als ich fest überzeugt bin, daß beide Theile durch ein wohlverstandenes Zusammenwirken befriedigt u. nebenbei auch ein financiell günstiges Resultat erzielt worden wäre – besonders wenn man die englische Ausgabe mit in Betracht gezogen hätte. – . Ich erlaube mir Ihnen mit Bezugnahme auf letztere den freundschaftlichen Rath zu geben, diesellbe [!] ja nicht aus der Hand || zu lassen, sondern sich bezüglich der Uebersetzung, so wie bezüglich des Verkaufs der Clichés alle Rechte vorzubehalten u. führe aus meiner eigenen Praxis hier an, daß ich für die Clichés meiner Illustrationen in England nahezu die Summe erhalten habe, die deren xylographische Herstellung mich gekostet hatte! Bei uns u. in Frankreich erhält man für Clichés etwa den zehnten Theil! – Leider habe ich die englische Uebersetzung gänzlich aus der Hand gegeben u. sogar den von meiner Schwester vorzüglich übertragenen Texte für ein Geringes überlassen, – u. höre nun zu meinem Aerger, daß sich die englische Übersetzung sehr gut verkauft haben soll! – ||

In Ihrem eigenen Interesse möchte ich Sie ersuchen keine zu große Zahl von Vollbildern in Aussicht zu nehmen; gut vertheilte, randzeichnung- oder vignettenartig a angeordnete Darstellungen geben dem Ganzen bei gleichem Aufwande einen entschieden höheren Reiz, indem sie dazu beitragen Text und Illustration auf’s Innigste zu verflechten. – . Ferner möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, daß es gut wäre, wenn Sie, – sei der Verleger nun welcher er wolle, – die Bedingung stellen, daß die Schnitte bei Adolf Cloß dahier ausgeführt werden. – Derselbe ist immer noch unser bester Xylograph u. ein Kunstverständiger Mann mit einem sehr entwickelten Sinne für die Natur und ihre Schönheiten. Gerade Cloß || war es, der mir gegenüber gestern betonte, daß er von dem glänzenden Erfolg Ihres Buches von vornherein fest überzeugt sei! – Auch könnte ich, wenn die Platten bei Cloß geschnitten würden, die sehr wichtige Revision der Probedrucke besorgen. Ganz gut wäre, wenn Sie mit demselben jetzt schon in Correspondenz treten würden, um dem Verleger wenigstens eine annähernde Summe für die Herstellung der Platten nennen zu können.

– Ich gedenke in 8–10 Tagen von hier abzureisen um in weiteren 4 Wochen wieder zurückzukehren.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr

ergebenster

F. Keller-Leuzinger

a gestr.: verth

Brief Metadaten

ID
7101
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
21.06.1882
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
13,8 x 21,9 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 7101
Zitiervorlage
Keller-Leuzinger, Franz an Haeckel, Ernst; Stuttgart; 21.06.1882; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_7101