Franz Keller-Leuzinger an Ernst Haeckel, Stuttgart, 12. Januar 1882

Stuttgart. 12 Jan. 1882.

[Federzeichnung: zwei Staffagefiguren an der Steilküste einer tropischen Landschaft; im Hintergrund Meer u. Inseln]

Hochgeehrter Herr Professor!

Die Mittheilungen, welche Sie mir zu machen die Güte hatten, haben mich recht gefreut: Ich ersehe daraus, daß Sie ein überaus reiches Material an bildlichen Darstellungen mitgebracht haben – (Sie müssen wirklich rastlos thätig gewesen sein) – u. daß es ein Leichtes sein werde, auf solcher Basis ein Prachtwerk ersten Ranges herzustellen. – Wenn Sie mir die || Ehre Ihres Besuches schenken, so werden Sie sich überzeugen können, daß ich für die Illustration des Hellwald’schen Werkes nicht so günstig gebettet war, mir vielmehr die Vorbilder zu den 400 Darstellungen in der peinlichsten u. mühseligsten Weise zusammen suchen mußte, – wenngleich von Spemann’s Seite Alles gethan wurde um mir die Aufgabe zu erleichtern –. Ein Haupthinderniß lag auch darin, daß von Seiten des Autors nicht genügend vorgearbeitet war, – d. h. daß mir das Manuskript nur Heftweise u. auch das nur unmittelbar vor dem Druck zugestellt werden konnte. – . Ein richtiges Hand-in-Hand-||gehen war also von vornherein ausgeschlossen. – . Das wäre bei Ihrem Werke Alles ganz anders u. ich wiederhole nochmals, daß ich mir ein Vergnügen und eine Ehre daraus machen würde, Ihre Originalskizzen für den Schnitt derart zu bearbeiten, daß ein Mißverstehen von Seiten des Xylographen möglichst ausgeschlossen ist u. die gewünschte Wirkung erreicht wird. – Sie werden wohl auch einige farbige Blätter auf chromolithographischem Wege wiedergeben wollen u. bemerke ich, daß die lithographische Anstalt von Seeger dahier schon recht Gutes geleistet hat. – Loeillota in Berlin, bei dem die Hildebrandt’schen Aquarelle erschienen, wäre wohl allerdings der beste, ich befürchte jedoch, daß derselbe || colossale Preise verlangen werde. – Die Hildebrandt’schen Aquarelle sind mit jeb 16–18 Platten gedruckt und dürften wohl auf nahezu 2000 Mark das Stück zu stehen gekommen sein. – . Der Verleger hat trotzdem ein sehr gutes Geschäft damit gemacht, da sie sich sehr gut verkaufen. – Wenn Sie mir es gestatten, so werde ich Spemann von der Sache reden, – ich werde es jedoch nicht thun, ehe ich nicht Ihre ausdrückliche Ermächtigung dazu habe; – eine Postkarte mit ein Paar Worten genügt –. Es wäre übrigens vielleicht deßhalb wünschenswerth, damit Sie sicher seien denselben, der viel reist, hier zu treffen. – Er ist nach meiner unmaaßgeblichen Ansicht, entschieden der Erste hier am Platz, – ein hochgebildeter u. ein kunstverständiger Mann, – u. das ist Mehr als man von den meisten seiner Collegen sagen kann. – . Ich gedenke in den nächsten Tagen in ein Seebad zu gehen, dessen ich dringend zur Stärkung bedarf; bis Anfang August bin ich aber wohl wieder hier. – Jedenfalls werde ich Ihnen noch darüber schreiben. – . Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster F. Keller-Leuzinger.

a irrtüml.: Leuillot; b eingef.: je

Brief Metadaten

ID
7099
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
12.01.1882
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
13,7 x 21,8 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 7099
Illustrationen
Federzeichnung: zwei schwarze Staffagefiguren an der Steilküste einer tropischen Landschaft; im Hintergrund Meer u. Inseln
Zitiervorlage
Keller-Leuzinger, Franz an Haeckel, Ernst; Stuttgart; 12.01.1882; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_7099