Bleek, Wilhelm Heinrich Immanuel

Wilhelm Heinrich Immanuel Bleek an Ernst Haeckel, Kapstadt, 18. September 1868 mit Beilag von Wilhelm Heinrich Immanuel Bleek an Daniel John May, Kapstadt, 18. September 1868

Kapstadt d. 18. Sept. 1868

Lieber Ernst,

Ich sehe so eben aus den Zeitungen dass ein Mr. May, den ich sehr wohl kenne, den Befehl über ein Schiff erhalten hat, das von der Englischen Regierung zur Erforschung des Meeresgrundes ausgesandt wird. So denke ich, mag es sein, dass er Dir etwa in Deinen Untersuchungen helfen, und || Dir Material liefern kann, in solcher Weise, wie Du es Dir von mir vor Jahren schon erbeten hattest. Meine Bekanntschaft mit May datirt sich vom Jahre 1854, wo ich ihn in Fernando Po antraf. Er war damals zweiter Master auf dem Kriegsschiff „Crane“, und bot Dr. Baikie seine Dienste an für die Niger-Tschadda Expedition, deren Befehl Baikie durch Capt. Beecroft’s || einige Wochen vor unserer Ankunft in Fernando Po erfolgtem Tode erhalten hatte. Er begleitete dann diese Expedition, und auch ana einer folgenden mit Baikie nahm er Theil. Dann brachte er ein kleines Dampfschiff zu Livingstone nach dem Zambezi, und war entweder vor o. nachher in China. Jahre lang war er hier am Kap mit der Küstenaufnahme beschäftigt, heirathete hier, und war eine kurze Zeit Hafenkapitän in der || Simonsbay. Dies Amt wurde dann aufgehoben, und er kehrte nach Hause zurück, war im Abessinischen Kriege thätig, und hat eben diesen Befehl von der „Lightning“b erhalten. Es ist allerdings möglich, dass seine Aufgabe schon um die Zeit erfüllt ist, da dieser Brief Dich erreicht; aber es ist doch wenigstens des Versuches werth, und er mag auch noch einige materielle Früchte seiner Expedition haben, mit denen er Dir helfen kann, oder || im schlimmsten Falle, wenn er selbst nichts mehr hat, kann er Dir sagen, ob Du anderweitig etwas erhalten kannst. Du musst ihm natürlich in Englisch schreiben, Du wirst ja wohl Jemanden in Jena haben, der Dir einen Englischen Brief abfassen kann. – Ich schickte Dir vor zwei Monaten eine kurze Geburtsanzeige. Es war eine sehr schwere Geburt, und meine Frau litt sehr namentlich || später an Abscessen. Jetzt ist sie an der See mit den Kindern; und denke ich, geht es ihr besser. Ich bin begierig zu hören, wie es mit meiner Abhandlung „Über den Ursprung der Sprache“ gegangen ist. Ich sehe aus dem Umstande, dass Du über den Ursprung des Menschengeschlechts etwas veröffentlicht hast. Mit besten Grüssen an Dich und Deine liebe Frau, deren Bekanntschaft ich hoffe noch einmal zu machen, Dein getreuer Vetter

W. H. I. Bleek. ||

[Briefbeilage]

Cape Town, 18 Sept 1868.

My dear Mr. May,

This letter is to ask you to help a great friend of mine and at the same time my first cousin, in his scientific researches. Professor Ernest Haeckel of Jena is a zoologist, whose researches have won him the esteem and the friendship of Mr. Charles Darwin, Professor Huxley || and other eminent scientific authorities in England. The way in which you can help him, he will indicate to you himself; If (as may be the casec) your service in the “Lightning” is at an end already before this reaches you, some of its scientific remits may still be at your disposal in the shape of material; or otherwise you may tell Professor Haeckel, how he may best attain what || he desires. – I have been greatly interested to hear from time to time of some of your doings through the newspapers, – and regard your continual activity as the best sign of your wellbeing. – Matters at the Cape are a little more hopeful. With the prospect of gold and diamonds, the despairing tone of our political economists has faded away. – I am hard at work at || my grammatical work, of which I trust to publish a second part in six months. Then I have an idea of visiting Europe for a short time; and may therefore possibly meet you too next summer. But this is still an uncertain plan. – Trusting that this meets you and Mrs. May in good health believe me,

my dear M. May

very truly yours

W. H. I. Bleek ||

D. J. May Esq.

Lieutenant H. M. Sh. „Nankin“

for service in H. M. Shp. “Lightning”

care of the Hydrographes to her

admiralty

Whitehall London

a gestr.: auf; eingef.: an; b eingef.: von der „Lightning“; c eingef.: the case

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
18.09.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 7048
ID
7048