Bleek, Wilhelm Heinrich Immanuel

Wilhelm Heinrich Immanuel Bleek an Ernst Haeckel, Kapstadt, 12. März 1867

Kapstadt, 12. März 1867.

Liebster Ernst,

Du erhälst hiermit zwei Exemplare Ein Exemplar sende ich direkt, das andere wirst Du mit der Zeit über England (durch Julia Lloyd) erhalten.a eines Schriftchens Über den Ursprung der Sprache, das ich hier als Manuskript habe drucken lassen. Ich wünsche diese Abhandlung zugleich im Englischen und Deutschen erscheinen zu lassen. Wegen einer Englischen Bearbeitung habe ich mich mit dieser Post an eine Englische Buchhandlung gewandt, und hoffe, dass es derselben möglich sein wird, diese Sache in einer befriedigenden Weise anzuordnen. In Betreff der Deutschen Ausgabe, darf ich wohl Deine gütige Hülfe in Anspruch nehmen, und Dich ersuchen zu sehen, unter was für günstigen Bedingungen ein zuverlässiger Deutscher Buchhändler wohl ein solches Werkchen übernehmen möchte. Darf ich dich denn || wohl bitten entweder in meinem Namen mit ihm abzuschliessen, oder mir vorerst über sein Anerbieten zu berichten. Zu einer Antwort von mir würde vor dem Drucke noch Zeit sein, da ich mich verpflichtet habe, im Fall die Englische Bearbeitung nicht lange auf sich warten liesse, die Deutsche nicht vor derselben zu veröffentlichen. Was die Art des Druckes betrifft so muss ich in Betreff auf die Typen es Dir und dem Verleger überlassen. Doch wünsche ich dass die Orthographie nicht verändert werde, ausser wo sie etwa mit sich selbst inkonsistent, oder wo offenbare Druckfehler sind. Jedenfalls aber muss ich gegen die Grimmsche Unmanier von Orthographie objektiren. – Du wirst sehen dass ich in einer Anmerkung mir erlaubt habe Theileb Deines letzten Briefes an mich zu citiren. Da diese Ausgabe nicht zur Veröffentlichung bestimmt ist, so dachte ich würdest Du gegen diesen Abdruck auch ohne || besondere Anfrage nichts einzuwenden haben. Natürlich musst Du mich jetzt freundlichst wissen lassen, ob in dieser Weise oder mit Veränderungen ich von Deiner gütigen Mittheilung einen öffentlichen Gebrauch machen darf. Würdest Du wohl so freundlich sein, mir bald in der Beziehung zu schreiben, da ich natürlich auchc in der Englischen Ausgabe etwa wünschenswerthe Abänderungen zu machen habe. Es versteht sich, dass ich für jeden anderen Wink den Du mir in Bezug auf dies Werkchen geben magst, Dir sehr verbunden sein werde. – Ich hoffe sehr dass Du von Deinem Aufenthalte in Madeira recht gute Resultate mit nach Hause gebracht. In Bezug auf Deine Bitte wegen Thiere vom Boden des Meeres bin ich noch nicht im Stande gewesen, Dir etwas zu verschaffen; es mag aber sein, dass ich später doch etwas bekommen kann, Grüsse mir meinen verehrten Freund und || Lehrer Schleicher recht sehr. Ich würde sagen, frage ihn um Rath in Bezug auf die Publikation meines Schriftchens; aber ich weiss nur zu wohl wie unter so orthodoxen Philologen wie er Ketzereien wie er sie in meiner Schrift wohl viele finden wird, angesehen werden. Entweder werden meine Aufstellungen als blosse Truismen anerkannt, oder als Paradoxe geleugnet werden. – Übrigens mehr als dieser Aufsatz würde wohl Schleichern eine Fortsetzung meiner Vergl. Gramm. der Süd Afr. Sprachen interessiren. Ich weiss nicht ob ich ihm d schon ein Exemplar habe zukommen lassen von dem ersten Kapitel des zweiten Werks (auch als Manuskript gedruckt). Jedenfalls lege ich ein Exemplar hiermit bei. – In Betreff meiner Abhandlung Über den Ursprung der Sprache“ darf ich Dich wohl bitten so diskret wie möglich zu sein. Ich möchte nicht, dass meine Ansichten bekannt würden, bevor sie wirklich publizirt werden. Jemmie grüsst herzlichst. Dein getreuer Vetter

W. H. I. Bleek

a eingef. am linken Rand: Ein Exemplar … erhalten.; b eingef.: Theile; c eingef.: auch; d gestr.: davon

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
12.03.1867
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 7043
ID
7043