Zürich, dℓ. 12. Juli 1901
Verehrtester Herr College!
Es stellt sich möglicherweise bei Ihnen das Bedürfniss ein, in den Ferien etwas Schweizerluft zur Erholung zu geniessen. Dieselbe ist von reactionären Regungen neulich gehörig gereinigt worden.
Nun haben wir eine grossartige Idee. Ende September tagt in Zürich der schweizerische Geographen-Congress, dessen wissenschaftliche Vorbereitung ich als Vorsitzender der Zürcher Gesellschaft zu übernehmen habe.
Unser Comité beauftragt mich, mein Heil auch bei Ihnen eventuell zu versuchen.
Wenn Sie irgendetwas über Ihre || letzte Reise nach dem malayischen Archipel uns in einem kurzen Eröffnungsvortrag bieten könnten, so wären wir hier ausserordentlich erbaut.
Es brauchte eine einfache Causerie zu sein. Auf starke Teilnahme könnten Sie auf alle Fälle rechnen u. ich habe noch den diabolischen Nebenzweck den hiesigen Reformtheologen eine specielle Freude zu machen.
Ich weiss natürlich nicht, was Sie in den Ferien vorhaben, ich weiss auch nicht, was Sie zu unserem Vorschlag sagen.
Um die Pflichten gegenüber || unserem Comité getreulich zu erfüllen, wollte ich Ihnen diese Idee unterbreiten. Für gute Aufnahme kann hier leicht gesorgt werden.
Spesen würden wir natürlich mit Vergnügen übernehmen.
Inzwischen bin ich mit freundschaftlichen Grüssen
Ihr stets ergebener
C. Keller