Greeff, Richard

Richard Greeff an Ernst Haeckel, Bonn, 15. Juni 1868

Bonn den 15 Juni 68

Lieber Haeckel!

Beifolgend mein bescheidenes Reisebüchlein das ich Euch schon früher zugeschickt haben würde wenn ich nicht eben erst von einer etwas prolongirten Pfingst-Spritze durch den Rheingau zurückgekehrt wäre. Die formlose Reise-Erzählung ist zum großen Theil den Briefen an meine Frau entnommen, unda trägt einen durchaus persönlichen Charakter, so daß Ihr vor jeder Betheiligung und Mitschuld bewahrt bleibt.

Uns geht es hier recht gut. Vor ca sieben || Wochen sind wir durch die Geburt eines prächtigen Jungen (Sprößling № 3) beglückt worden und hoffen wir, daß das, wie mir Miclucho erzählte, auch bei Euch bevorstehende Ereigniß einen ebenso günstigen Verlauf nehmen möge oder vielleicht bereits genommen hat.

Professor Max Schultze hat vor Pfingsten geheirathet hat aber wegen der kurzen Ferien nur eine kleine Hochzeitsreise machen können. In den Osterferien aber war er einige Wochen in Nizza. Deine gute Tante Bleek scheint von neuer Sorge heimgesucht zu sein da einer ihrer Söhne (der Pfarrer in Sobernheim an der Nahe) wie Du vielleicht || schon wirst gehört haben erkrankt ist und zwar unter den bedenklichen Symptomen eines wiederholten Bluthustens. Wie ich höre wird er im Laufe des Sommers bei Paderborn (Inselbade) eine Kur gebrauchen.

Mit meinen zoologischen Arbeiten von Lanzarote b bin ich noch sehr Rückstande und muß dieselben nun bis zu den Herbstferien oder zum Winter verschieben da es in diesem Sommer nicht viel damit geben wird.

Deine „Monographie der Moneren“ hat mich sehr interessirt, besonders da ich mich mit dem gleichen Gegenstande auch schon seit längerer Zeit beschäftige. Bedauert habe ich, daß ich Deine || Beobachtung über die künstliche Theilbarkeit von Actinophrys Eichhornii, die Du wie Du angiebst (S. 95)c bereits 1862 nachgewiesen, nicht gekannt habe, so daß Du meine kleinen Beobachtungen darüberd (in Schultzes Archive) ganz übergangen hast. Trotz sorgfältigen Nachsuchens habe ich indessen bis jetzt dief bezüglichen Angaben in Deiner Monographie der Radiolarien und auch sonst nicht finden können und bitte ich Dich daher freundlichst mir mit ein paar Worten das betreffende Citat mitzutheilen, damit ich mein Versehen bei nächster Gelegenheit corrigiren kann.

Hast Du nicht Lust uns zu dem im August Statt findenden 50jährig. Stiftungsfest zu besuchen? Wir werden uns freuen wenn Du dann bei uns einkehren willst. Mit den besten Grüßen von meiner Frau und mir

Dein Richard Greeff.g

Freundlichen Gruß an Miclucho.h

a korr. aus: so daß; b gestr.: ist; c eingef.: (S. 95); d eingef.: darüber; e eingef.: Archiv; f korr. aus: Deine; g Text weiter am linken Rand von S. 4: wenn … Greeff.; h Text weiter am linken Rand von S. 1: Freundlichen … Miclucho.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
15.06.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 66
ID
66