Bothe, Margarete

Margarete Bothe an Ernst Haeckel, Budapest, 25. Januar 1916

PALACE-SZÁLLODA BUDAPEST

25.1.16.

Mein lieber, guter Freund!

Schon war ich sehr traurig von Ihnen gar keine Nachricht zu erhalten. Da kam gestern Herr Hofrat Baracs zu mir und brachte mir Ihren Gruß. Ich danke Ihnen herzlich und innig dafür. Es war mir eine Freunde von so lieben Menschen begrüßt zu werden. Ich bin ja fast fremd hier, obwohl alle sehr nett ent-||gegen kommen. Ich habe Familienanschluß bei einer bekannten Familie eines Dr. Ich esse dort und bringe meine freie Zeit dort zu. Es sind sehr liebe Menschen. Umso mehr da der Herr Boskai ein ziemlicher Anhänger von Ihnen ist. Er macht mir immer den Vorwurf warum ich von Jena keine Kartea geschrieben wo ich Sie gebeten hätte einen Gruß zuzuschreiben. Es ist derselbe Herr der das Telegramm gesandt hat, ich soll, alle Ihre Werke ihm senden. Nun hat er sie und ist glücklich in dem Besitze. Wir haben jeden Abend Lesestunde ich nenne es Häckel Lesestunde. Immer mehr lerne ich Sie verstehen und wenn meine liebe eine Steigerung fähig wäre, würde sie ins || unendliche steigen.

Geistig bin ich leider sehr klein vor Ihnen. Aber in meinem Herzen sind Sie lieber, guter Freund riesengroß.

Wie sehne ich die Stunde herbei, wieder inb Ihre mir so unendlich, lieben blauen Augen zu schauen.

Die schönen strahlenden Augen, die so lebensfroh in die Welt sehen, , die ich fassen möchte, d.h. den glücklichen Besitzer dieser Augen, um mit ihm durch die Welt zu wandern. Durch die so schöne Welt. Wo es jetzt wieder Frühling wird. Hier ist Sonnenschein, die ersten kleinen Frühlingsglocken, Schneeglöckchen sind da. Ich habe sie so gern, die kleinen, ersten Blumen. Nun, bald ist Ihr mir so lieber || Geburtstag da. Wie gern möchte ich an diesem frohen Tage, Ihre mir so lieben Hände drücken, Ihnen wieder und wieder alles Liebe und Gute zurufen. Sie herzen und küssen in kindlicher dankbarer Liebe.

Sehen Sie, das Schicksal hat doch meine Bitte nicht beiseite gestellt, Sie frisch und froh dem Leben zu erhalten. Ihre guten, lieben segensreichen Hände dürfen noch lange nicht ruhn, wir brauchen sie ja so sehr, so sehr. Wie viele machen Sie froh durch Ihre Arbeit und Liebe. Ich gebe Ihnen einen guten Rat, bleiben Sie noch recht lange auf der schönen Welt, sie ist ja so schön, wenn man sie so versteht wie Sie. Ich schreibe diese Zeilen im Dienst. Lassen Sie bitte bald etwas hören. Ich grüße und küsse Sie in dankbarer Liebe

immer Ihre Margarete Bothe.

Meine Adresse ist: Budapest. Ráday ut 26 Tür 10.c

Diese Wohnung ist in der Nähe vom Krankenhaus.d

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
25.01.1916
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6528
ID
6528