Margarete Bothe an Ernst Haeckel, Meran, 6. Januar 1915a
Mein lieber, guter Herr Haeckel!
Nun will ich Ihnen herzlich danken für Ihr mir so liebes Schreiben. Aber Sie schreiben mir viel zu wenig wie es Ihnen geht, wie Ihr Befinden ist, dies möchte ich doch alles so ganz, gern wissen. Mir geht es gesundheitlich sehr gut und wenn ich ein Gleiches von Ihnen höre, werde ich mich riesig freuen.
Das Wetter ist hier herrlich wie immer, lachender Sonnenschein. ||
Ich laufe viel Schlittschuh und mir ist dabei so wohl, so wohl.
Vom Krieg merkt man hier wenig, die paar Telegramme, auch sind etwas Verwundete hier; aber viel zu wenig, alle Häuser stehen fast leer. Der ganze Kurort schläft fest, so wenig Fremde.
Lieber Herr Haeckel auch danke ich Ihnen herzlich für die Zeitung wo der Bericht von Ihnen drin steht. Wenn Sie mir wieder etwas senden, bin ich Ihnen so dankbar, wenn ich auch alles ziemlich verfolge so entgeht einem doch manches und was von Ihnen kommt möchte ich nicht missen. O! wie bin ich ganz auf Ihrer Seite, wie nur hasse ich diese Engländer; aber am meisten die, welche die Schuld tragen.
Wie nur freue ich mich auf den Sommer, ich möchte der Zeit Flügel geben, damit sie eilt. Wie schön werden die Stunden sein, wo ich sie sehen darf, ich freue mich unendlich darauf.||
Von dem Buch von welchem ich Ihnen schon schrieb, sind jetzt die Feldherrn auf Hindenburg u.s.w. vorgerückt, es wird sehr nett und wird Ihnen Freude machen es zu lesen.
So bald ist es aber noch nicht fertig, von Ihnen kommt auch etwas hinein. Der Hauptmann der es schreibt, hat selbst den Feldzug mitgemacht und die besondere Gabe alles mit offenen Augen zu sehen.
Nun grüße ich Sie mein lieber, guter Herr Haeckel so innig und herzlich und wünsche Ihnen alles Liebe und Gute und bleibe immer Ihre ganz dankbare Frau
Margar. Bothe – Meran.–
a datiert nach Haeckels egh. Notiz: Meran (Villa Driburg) 6.1.15.