Margarete Bothe an Ernst Haeckel, Meran, 6. November 1914
Mein lieber, guter Herr Haeckel!
Anbei sende ich Meraner-Äpfel, hoffe von Herzen, daß diese Ihnen gut schmecken werden.
Wie geht es Ihnen? ich hoffe so gern recht gut.
Lange war ich am Krankenbett, meiner innig geliebten Mutter in Greiffenberg i. Schlesien.
Nun geht es ihr wieder gut. Ach! wie gern wäre ich doch zu Ihnen gekommen, wie habe || ich mich nur gefreut, Sie zu sehen. Aber in dieser ernsten Stunde, muß jeder dem Vaterland helfen, und so habe auch ich mich dem roten Kreuz zur Verfügung gestellt. Da ich ein halber Dr. bin, habe ich mich fürs Feld gemeldet, um 1ste Hilfe zu leisten, und hoffe ich, daß man mich recht bald ruft. Aber wenn Friede ist, dann komme ich zu Ihnen.
Ach! hier ist so schöner Sonnenschein, könnte ich Ihnen die Sonne senden, wie würde sie Ihnen mein lieber Herr Haeckel || gut tun.
Ich bin so bös auf die Engländer, geben Sie mir recht?
Die anderen kann ich noch etwas verstehen; warum sie dieses Blutbad angerichtet haben, aber die Engländer –.
O! läge es in meiner Macht mitzuhelfen; aber was kann ich schon tun.
Mit den Österreichern bin ich auch nicht ganz zufrieden.||
Nun bitte ich Sie mein lieber Herr Haeckel mir bald zu schreiben, damit ich diese Freude, mit hinaus nehmen in den Kampf.
Helfen und retten will ich so viel als nur in meiner Macht liegt. Anbei ein Gedicht, was ich Nachts niederschrieb, nach dem die deutschen 3 mal gesiegt hatten.
Indem ich nun Ihnen alles Liebe und Gute wünsche, bleibe ich immer Ihre dankbare, Sie so lieb habende
Margarete Bothe
Villa Driburg Meran d. 6.11.14.
[Briefbeilage:]
Das Dreimuss.
Frankreich, Rußland, England erfrechten sich
Den Deutschen den Krieg zu erklären.
Aus allen Männern tönt dies eine Wort
Nun werden sie zu Dreimuß geschlagen.
Nun drauf und los ans Werk
Wir wollen die Arbeit verrichten.
Wir deutschen Frauen, wir kochens gut,
Nun Männer zeigts, auch ihr verstehts
Und habt ihr nun die drei geschlagen
Und gut und fest zu Muß gerührt
Dann gehts dem Bruder zu helfen
Und fest wie eine Mauer, dann deutsche Brüder stehn.
Dreimal Siegesdonner Brüder euch umtobte
Der Todesengel weiter alle Feinde würgt.
Schwarz und traurig wie auf Grabestrümmer
Wälzt sich auf den Feind, des Schicksals Macht
Des Feindes Eisenkraft ihr seht’s zersplittern
Der sich so frech in unsern Feinden drang.||
Diesen Sieg wird deutsches Volk erringen
Frankreich, Rußland, England zu Muße rührn
Und Serbien wird am Boden liegen,
Gut und Blut fürs Volk u. Freiheit geben
O! deutsche Brüder dies steht euch so gut.
Und dieses grab ich Brüder, in alle meine Lieder.
Ew’ge Lorbeern werd ich euch erfechten
Zum Triumpf des Vaterlands seit ihr erwählt.
Daß ich nicht bei euch darf stehn
Brüder wo euch Sieg u. Freiheit winket
Ich trotz Kraft und Jugend muß dort fehlen
Glücklich, die ihr den Tag erfechtet.
Wo Frankreich, Rußland, England zu Muß gerührt
Und Serbien vom Boden liegt.
Von edlen Streben ist euer Herz durchdrungen
Dann Brüderbund muß jede Kraft entfliehn
Euer Kampf ist stolz im ernsten Hochgefühle
Und groß und herrlich führt euch der Weg zum Ziele.
Marg. Bothe.
Den Siegern.
[1.]
Die Sonne steigt im Süden, die Männer ziehn zur Schlacht
Leise Ahnung, tiefe Wehmut zieht durch ihre Brust.
Doch rufen sie froh, lebt wohl, lebt wohl ihr meine Lieben
Weint nicht, weint nicht wir wollten euch nicht betrüben.
2.
Die Sonne steigt im Norden, Jetzt wogt der Kampf, jetzt brüllt der Tod.
Auf Brüder stürzt euch mutig drein, die Feinde müssen alle unsere sein.
Der Hauptmann rufts: „mir nach, mir nach
Dort ist der Ruhm, ihr kämpft für euer Heiligtum.“
3.
Rasch würgt des Todes Ungestüm, er aber jauchzt: „mir nach, mir nach.“
Da pfeift eine Kugel durch seine Brust, daß gleich sein Auge brechen muß.
Doch mit der letzten Kraft, den Atem er zusammen rasch
Und ruft u. stürzt zu Boden gleich: „Hoch lebe das deutsche Reich.“
4.
Die Deutschen schlagen weiter drein, der Feind muß Ihre sein.
Und Mann und Roß dem Feinde nach, es tobt die wilde Jagd.
Der Feind singt, die Fahne fliegt, nun drauf u. dran
Heil euch ihr Brüder, heil euch, ihr hab gesiegt.
M. B.