Bothe, Margarete

Margarete Bothe an Ernst Haeckel, Meran, 18. Februar 1914

Meran d. 18.2.14

Mein lieber werter Herr Haeckel!

Herzlichen Dank für Ihr mir so liebes Bild, es ist schön, aber lieber sind Sie mir, wie Sie jetzt sind. Ich habe so wenig von Ihnen gewußt, nur durch die Welträtsel und Ihr liebes Bild, habe ich Sie so lieb. Die Zeitung schreibt nun viel von Ihnen und ich freue mich so, wenn man Sie lieb hat und Sie loben tut. ||

Wie leid tut es mir doch, daß Sie nicht mehr reisen können. Es wäre gar zu schön gewesen. Ach! es ist so schön hier, bald blühen die Bäume, die Frühsträucher blühen alle schon. Die Sonne scheint so warm. Es hätte Ihnen so gut getan und ich hätte Sie 10 Jahr jünger gemacht, und die Sonne hätte mir geholfen. Sie machen immer so frohe und lustige Augen, ich glaube Sie sind so gern froh, wie ich es immer bin. Sehen Sie, ich habe so gern Bücher, wo ich lernen kann. So hab ich mir auch den ganzen Nietzsche besorgt, und ich lese ihn || gern, ich gebe zu, vieles kann ich nicht verstehen aber; er war auch ein großer Geist, sagen Sie mir haben Sie Nietzsche gern? O! ich war bös auf Otto Ernst als er so von Nietzsche in Berlin gesprochen hat und wie habe ich mich gefreut als siea ihm alle ausgelacht haben. Ich habe ihm einen Brief geschrieben, na den hebt er sich nicht auf. Auf einen Toten so los zu legen, gelt das ist nicht schön, Nietzscheb hat uns doch seine ganze Seele gegeben. Und was ist Otto Ernst gegen Nietzschec? Sagen Sie mir, habe ich nicht recht? || Nun Sie haben alle Leute glaube ich lieb, sollte es aber einen einfallen, von Ihnen je bös zu sprechen, wehe ihm. Wenn Sie mal Lust und Zeit haben und mir ein paar Worte schreiben bin ich herzlich froh.

Nun sende ich Ihnen ein richtiges Bild von mir, damit Sied sehen, wer Sie so lieb hat. Ich bin so dumm mir einzubilden, daß es Ihnen eine kleine Freude macht. Aber wie viele mögen Sie doch lieb haben. Haben Sie den schönen, frohen Tag lustig verlebt? Ich habe immer fort an Sie gedacht und mir alles so schön ausgemalt, wie es sein mag. Ich grüße Sie so herzlich bleiben Sie gesund

Ihre Frau M. Bothe

a korr. aus: Sie; b irrtüml.: Nietsche; c irrtüml.: Nietsche; d korr. aus: sie

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
18.02.1914
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6500
ID
6500