Bose, Carl August Graf

Carl August Graf Bose an Ernst Haeckel, Baden-Baden, 3. November 1884

Baden d. 3 November | 1884

Magnificenz!

Hochgeehrter Herr Professor!

Seit dem 1 October, wo Ihr letzter Brief mit der so schönen Sendung an mich abging, wofür ich meinen besten Dank Ihnen brieflich übersandte, bin ich ohne Nachricht von Ihnen und möchte gern erfahren wie es Ihnen geht. Ich war || neulich in Frankfurt und benutzte dieses, um Ihnen ein Buch adressiren zu lassen, welches in 4 Theilen Ihnen hoffentlich zugekommen. Es ist Nemnichs Polyglott der Naturgeschichte und wünsche ich daß es Ihnen soviel Freude mache wie ich daraus geschöpft. Sie erhalten nächstens noch zwei Broschüren: Turgeniefs Fenilie und seines Freundes Viardot Liber Examen, die || Ihnen wohl gefallen werden. –

Für den Winter sind wir nun, meine Schwester und ich hier etablirt; leider ist sie oft unwohl und ihr schwankender Gesundheitszustand macht mir Sorge. Wenn man wie ich allein in der Welt steht, blickt man ängstlich auf die wenigen Menschen, die einem bleiben. Auch Dr Weinland ist oft unwohl! – Der Herbst ist hier sehr schön und haben wir noch || keinen Frost gehabt, so daß Rosen und andere Blumen ungestört fortblühen. Mit unserem Rendezvous an der Riviera wird also wohl nichts werden und spukt dort noch immer hier und da die Chabona. Sollten Sie aber doch hochgeehrter Herr Professor dahin gehen, so besuchen Sie mich hoffentlich hier und wir erneuern unsere Abende in Interlaken. –

Obgleich Ihre neue Würde und Höhe „entfernen die Vertraulichkeit,“ so erlauben Sie mir doch mit ausgezeichneter Hochachtung und Freundschaft zu bleiben

Ihr ergebener

Graf Bose Dr

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
03.11.1884
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6472
ID
6472