Wilhelm Borngräber an Ernst Haeckel, Berlin, 8. März 1906
B. BEHR’S VERLAG BERLIN W. 35
BERLIN, d. 8. März 1906.
Herrn
Professor Dr. Ernst Häckel
Jena
Hochgeehrter Herr Professor!
Es sind nun ziemlich 6 Jahre her, als ich die Ehre hatte, Sie verehrter Herr Professor kennen zu lernen.
Es war den Juli 1900 in Leipzig, und zwar nach der Erstaufführung von meines Bruders „Giordano Bruno“, zu welchem Erstlingswerke meines Bruders Sie eine so prächtige Einleitung geschrieben haben.
Damals war ich ein Jüngling von kaum 17 Jahren; nun bin ich zu einem jungen Mann herangereift und Buchhändler und zwar Verleger geworden. Wenn ich nun auch noch nicht selbständig bin, so bin ich doch Mitarbeiter obigen angesehenen Verlages, und würde es mir eine große Ehre sein, wenn || ich das Glück haben könnte mit Ihnen in Geschäftsverbindung zu treten. – Unser Verlag plant z. Zt. ein schönes Unternehmen, zu welchem ich gern Ihre Mitarbeiterschaft gewinnen möchte.
Es handelt sich um Veröffentlichung einer größeren Anzahl von Briefen von hervorragenden Persönlichkeiten und zwar: Einige Bände aus Dichterkreisen, 2–3 Bände Malerbriefe 2–3 Bände Musikerbriefe, ferner Briefe hervorragender Politiker und besonders auch Briefe aus der Naturwissenschaft. – Die naturwissenschaftliche Serie möchte ich nun mit Briefen von Ihnen, verehrter Herr Professor, beginnen, und Sie bitten, Ihre Mitarbeiterschaft zu diesem Unternehmen zuzusagen, ich würde Ihnen außerordentlich dankbar sein.
Die Briefe sollen unter dem Gesamt-Titel:
Meisterbriefe
erscheinen, und soll der Preis des Bandes 2–3 Mark betragen.||
Fortsetzung:
Um Ihnen ein Bild von der Ausstattung und dem Umfange der Briefe zu geben, sende ich Ihnen beifolgend eine andere Publikation unseres Verlages als Muster.
Haben Sie nun die Güte, verehrter Herr Professor, mir recht bald mitzuteilen, wie Sie sich zu diesem Unternehmen – von dem ich mir auch vom kaufmännischen Standpunkte etwas verspreche – stellen werden; ich will Ihnen dann gern weitere Mitteilungen machen und alle Ihre diesbez. Wünsche berücksichtigen, auch für Ihre Vorschläge und Ihren Rat in dieser Sache, würde ich Ihnen, hochgeehrter Herr Professor, außerordentlich dankbar sein.
Mit größter Hochachtung | und herzlichem Gruß
Ihr ergebener Wilhelm Borngräber
1 Anl.