Otto Borngräber an Ernst Haeckel, Coblenz, 10. Mai 1903
Verein: Akadem. Bühnenspiele zur Hebung germanischer Kunst und Kultur.
Erste Aufführung: Otto Borngräber’s „Giordano Bruno“ (Das neue Jahrhundert).
Streichorchester: unter Leitung des Kgl. Musikdir. Przywarski.
Ehrenrat: Ludw. Barnay, Ferd. Bonn, Rud. Christians, Emmy Destinn, Louise Dumont, Prof. Dr. Dütschke, Präsident d. Akademie der Künste Geh. Regierungsrat Prof. Ende, Fidus, K. E. Franzos, Kgl. Hofschauspieldir. a.D. Fr. Haase, Graf v. Hoensbroech, Ludw. Jacobowsky†, Theod. Kappstein, Gust. Kober, Prof. Max Liebermann, Emil Loezius, Harro Magnussen, Adalb. Matkowsky, Eman. Reicher, Prof. D. Dr. Runze, Wilh. Spohr, Dr. Rud. Steiner, Felix Weingartner, Dr. Bruno Wille – Berlin, Dr. Paul Holzhausen – Bonn, Konsul Prof. Baron Locella, Paul Wiecke – Dresden, Theaterdir. Richards – Halle, Gertrud Giers, Dr. Rich. Hamel, Dr. Adalb. v. Hanstein, Theaterdir. Rudolph – Hannover Arthur Ritter v. Wallpach zu Schwanenfeld – Innsbruck, Prof. Dr. Ernst Haeckel, Dr. Timon Schroeter, Gründer des Schriftstellerheims, Dr. Herm. Türck – Jena, Prof. Dr. Lehmann-Hohenberg – Kiel, Prof. Dr. Aug. Forel – Lausanne, Theod. Fritsch, Prof. Max Klinger, Prof. Dr. Theod. Schreiber, Theaterdir. Geh. Hofrat Staegemann, Prof. Dr. G. Witkowski – Leipzig, Frh. v. Zucco u. Cuccagna – Mainz, Prof. Gabriel v. Max, Prof. Dr. Adalb. Svoboda†, – München, Theaterdir, Deutschinger, Geh. Justizrat Ludw. Passarge – Wiesbaden, Prof. Dr. Arnold Dodel – Zürich.a Kraussneck, Vollmer, Otto Sommerstorff & Theressina Gessner etc. etc.b
Intendant: Curt L. Walter, Dt. Wilmersdorf, Pfalzburgerstr. 26a.
[Syndicus: Rechtsanwalt Victor Fraenkl.c
z.Z. Coblenz, d. 10.5.3.
Verehrter Herr Professor!
Obiger Verein, unter Leitung von Rechtsanwalt Fraenkl, Curt L. Walter u. anderen Akademikern, teilt mir mit, daß man einen Brief an Herrn Dr.d Paul v. Ritter zunächst an Sie zur Befürwortung gesandt habe, und man ersucht mich, daß auch ich Sie um die Befürwortung bitten möchte. Ich tue das hiermit aus ganzem Herzen, nicht etwa, weil es sich hier auch um meine Sache und mein Fortkommen handelt, sondern vielmehr weil sich’s handelt um unsere große monistische Sache, die durch die Kunst dem Volk am nächsten gebracht wird. Nicht nur ich, sondern der Verein und viele andere Strebende wären Ihnen dankbar, wenn Sie in der Sache etwas erreichten.
Hocherfreut bin ich, daß Ihr „Glaubensbekenntnis“ in England einen so gewaltigen Fortschritt macht. Ich las das jüngst in || einem Blatt des heiligen Köln! (wohin ich mich begeben hatte, da ich dorte einen Ehrenpreis des Königs v. Spanien für die beste deutsche Ballade in Empfang zu nehmen hatte – leider besteht er nicht in klingender Münze, so daß ich ihn für die Bühnenspiele zur Hebung der Kultur verwenden könnte) Auch sah ich die Volksausgabe der Welträthsel im heiligen Köln zu hunderten verbreitet. Das war, glaube ich, eine bedeutende Tat von Strauß.
Über den tiefen Eindruck, den jüngst eine Vorlesung meines neuen dramatischen Werkes – Sie erhalten es, sowie es gedruckt –f in Berlin machte, lasen Sie wohl in Berliner Blättern. Natürlich schreitet es in den freien Gleisen des „Bruno“ vorwärts und wird so auch über Dornen zu den Bühnen gelangen. Doch gehört diesem Geiste und der Kunst dieses Geistes die Zukunft, selbst wenn ich Atom ein Märtyrer dieses Geistes werden sollte. Es ist für den Künstler des freien Geistes noch ein viel viel verrammelterer Pfad als für den freien Wissenschaftler; denn die Kunst lebt von dem Volk, und nicht nur von den Höchstgebildeten, und das Volk ist beschränkt und – wird von den Priestern beschränkt. Übrigens wird „Bruno“ in Hannover acceptiert werden; als der Hauptschlag bliebe Berlin. – Darum – um des heiligen Giordano willen – bitte auch ich um Ihr Eintreten in dieser Sache!
Mein Dank bleibt Ihnen stets! – Gleichzeitig erhalten Sie als Drucksache einen „Bruno“-Prospekt, den ich Herrn Dr. Paul v. Ritter mitzusenden bitte, sowie das nächster Tage an Sie gehende Exemplar des Buches.
Ihr Sie verehrender
Otto Borngräber.
(Stendal)
a Vordruck: Akadem. Bühnenspiele … Zürich.; b handschriftl. ergänzt: Kraussneck, … etc. etc.; c handschriftl. ergänzt: Syndicus … Fraenkl; d eingef.: Dr.; e eingef.: dort; f eingef.: – Sie … gedruckt –