Hermann Braus an Ernst Haeckel, Heidelberg, 6. Dezember 1915

GR. ANATOMIE HEIDELBERG

DIREKTOR PROF. H. BRAUS

Heidelberg 6.XII.15

Hochverehrte Excellenz!

Beiliegenden Entwurf zu einem Rundschreiben, das zu Anfang Januar an die Freunde & Kollegen meines Schwiegervaters abgehen soll, möchte ich Ihnen, zugleicha im Auftrag von Prof. Ruge und Dr. Drüner vorlegen mit der Bitte, Ihren Namen, wie in dem Entwurf geschehen, auch in dem definitiven Rundschreiben, hinsetzen zu dürfen. Ruge, Drüner und ich hatten als Engeres Komité immer noch die Hoffnung, der Krieg würde in eine Phase geraten, die uns die rechtzeitige Herausgabe einer Festschrift ermög-||lichen würde. Es ist aber jetzt zu spät und alle Versuche, meinen Schwiegervater zu bewegen, einem Künstler Sitzungen zu gewähren, sind vergeblich gewesen. Ich hoffe, dass bald nach Schluss des Krieges ein Band des Morph. Jahrbuches mit Abhandlungen, die Fürbringer gewidmet sind, wird erscheinen können. Das würde ihm Freude machen.

Wir sind von verschiedenen Seiten gefragt worden, ob und was am Geburtstag geschähe. Wir haben uns deshalb entschlossen, unsere Bereitschaft bekannt zu geben, um Missdeutungen auszuschliessen, und gleichzeitig mitzuteilen, warum thatsächlich unter den obwaltenden Umständen nichts geschehen kann. Mein Schwiegervater wurde schliesslich ganz ärgerlich über unser Drängen, weil sein Patriotismus ihm verbietet irgend zuzulassen, dass Geld anders als zum Notwendigsten verwendet wird.

Mit besten Wünschen für Ihre Gesundheit auch besonders von meiner Frau und mit ergebensten Grüssen

Ihr

H. Braus. ||

[Beigefügt: Entwurf zu einem Rundschreiben anlässlich des 70. Geburtstages von Max Fürbinger]

Dezember 1915.

Sehr geehrter Herr Kollege!

Am 30. Januar 1916 feiert Herr Professor Dr. Max Fürbringer seinen 70. Geburtstag. Die Unterzeichneten hatten vor Ausbruch des Krieges alle Vorbereitungen getroffen, um den Jubilar durch eine Festschrift, die als 50. Band des morphologischen Jahrbuches erscheinen sollte, zu erfreuen. Sie wollten sich auszerdem an einen weiteren Kreis von Kollegen wenden, um ein von einem Künstler hergestelltes Porträt am Geburtstag gemeinsam überreichen zu können.

Die Festschrift hat jedoch verschoben werden müssen, da mehrere Mitarbeiter mittelbar oder unmittelbar durch den Krieg an wissenschaftlicher Tätigkeit verhindert sind. Mittel für den anderen Zweck zu sammeln erschien uns bei den jetzigen Verhältnissen nicht im Sinne des Jubilars. Da jedoch von verschiedener Seite Briefe an uns gelangten, mit dem dringenden Wunsch, es möchte an dem Geburtstag eine Ehrung durch ein äusseres Zeichen nicht unterbleiben, so fragten wir in aller Form an, ob Professor Fürbringer dem dazu ausersehenen Sitzungen gewähren würde. Es führte dies zu einer bestimmten Ablehnung: Herr Professor Fürbringer wünscht, dass in dieser schweren Zeit alles Entbehrliche dem Vaterlande gegeben werde, und bitten uns „von jeder Art von Geburtstagsfeier abzusehen“.

Wir beehren uns Ihnen hiervon Kenntnis zu geben. Unsere Verehrung und Freundschaft für den Jubilar ist nicht an einen Tag und ein Jahr gebunden; sie wird ihn durch sein ganzes Leben begleiten.

Mit vorzüglicher Hochachtung

ergebenst

H. Braus (Heidelberg), W. Biedermann (Jena), H. Bluntschi (Frankfurt), I. E. V. Doas (Kopenhagen), L. Drüner (Fischbachtal b. Saarbrücken), E. Gaupp (Königsberg), E. Göppert (Frankfurt), E. Häckel (Jena), E. Loth (Lembarg), A. Luther (Helsingfors), G. Ruge (Zürich), E. Stahl (Jena), O. u. C. Vogt (Berlin), M. Weber (Eerbeck).

Brief Metadaten

ID
6347
Gattung
Brief ohne Umschlag
Institution von
Gr. Anatomie Heidelberg
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
06.12.1915
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
2
Format
16,3 x 20,0 cm; 20,9 x 33,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6347
Beilagen
masch. Rundbrief
Zitiervorlage
Braus, Hermann an Haeckel, Ernst; Heidelberg; 06.12.1915; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_6347