16. 2. 12
Sehr verehrter Herr Professor!
Zu Ihrem heutigen Geburtstage spreche ich Ihnen in gewohnter Weise meinen herzlichsten Glückwunsch aus! Ich hoffe, daß das neue Jahr Ihnen wieder vieles Erfreuliche bringt und daß sich namentlich Ihre Gesundheit besser gestaltet. Ganz besonders aber wünsche ich, daß wir es nicht erleben, wie leitende Personen des Monistenbundes mehr und mehr || ins vitalistische Fahrwasser hinein gleiten. Hans Driesch hat kürzlich schon gesagt, Unold stehe einer nicht mechanistischen, vitalistischen Naturauffassung wohlwollend gegenüber.
Ich lese gerade ein brilliantes monistisches Buch des amerikanischen Professors Christian Herter: „Biological Aspects of Human Problems“. Die ersten 3 Kapitel behandeln „Den Tierkörper als Maschine“. Wenn der Verlag es erlaubt, will ich diese Abschnitte als Heft der Humboldt-Bibliothek herausgeben. Übersetzt habe ich sie schon im Laufe der vorigen Woche. Das ganze Buch (bei Macmillan in New York erschienen) ist stramm monistisch und vorzüglich geschrieben, dabei durchaus leicht verständlich.
Wie ich erfahre, erscheint in wenigen Wochen auch ein neues Werk von J. G. Vogt: „Der absolute Monismus“. Das nächste Heft der Neue Welt Anschauung bringt einen Aufsatz über Vogt, dessen Bücher leider viel zu wenig bekannt sind.
Mit den herzlichsten Grüßen und besten Wünschen
verbleibe ich in alter Treue
Ihr dankbar ergebener Schüler
Dr. W. Breitenbach