NEUE WELTANSCHAUUNG
ORGAN DES „HUMBOLDT-BUNDES FÜR
NATURWISSENSCHAFTLICHE WELTANSCHAUUNG“.
REDAKTION: DR. W. BREITENBACH, BRACKWEDE I. W.
BRACKWEDE, 14. 1. 12
Sehr geehrter Herr Professor!
Mit meinem Eintritt in den Monistenbund sieht es schlecht aus. Prof. Ostwald hat an einen Bekannten geschrieben, er habe für mich keine Verwendung und eine Verschmelzung der beiderseitigen Zeitschriften wäre ihm nur ein Hindernis der Entwicklung; er müsse in seiner Gestaltung ganz frei sein. Was er damit sagen will, weiß ich nicht recht. Ich lese aber aus allem || heraus, daß man auf meine Mitarbeit keinen Wert legt und daß man ein gemeinsames Vorgehen nicht will. Ich kann nicht mehr tun wie ich getan habe, um die Zersplitterung aus der Welt zu schaffen. Wenn die Herrn im M.-B. also nicht wollen, gut, dann muß ich eben allein arbeiten und meine eigenen Wege gehen. Im Rahmen des Bundes könnten kleine Differenzen leicht ausgeglichen werden; jetzt aber können sie sich leicht verschärfen, besonders wenn man meine Zeitschrift wie bisher zu boykottieren gedenkt.
Ich bedaure lebhaft das so || sehr geringe Entgegenkommen Prof. Ostwalds. Kann ich im Monistenbund nicht für unsere Sache wirken, so muß ich es eben außerhalb tun; daß ich dabei nicht auf alle Strömungen im Bunde (von denen manche doch auch Ihnen nicht gefallen) Rücksicht nehmen kann, werden Sie sich denken können. An mir hat es nicht gelegen, wenn die Spaltung bestehen bleibt; weiter aber wie jetzt kann ich nicht gehen.
Es tut mir herzlich leid, verehrter Herr Professor, daß Sie sich für mich bei Prof. Ostwald || vergeblich verwandt haben. Ich habe jetzt schon 4 Jahre lang außerhalb des Bundes für den Monismus gekämpft und werde es weiter tun. An tüchtigen Mitarbeitern wird es meiner Zeitschrift nicht fehlen; ich habe jetzt schon für mindestens 10–12 Hefte Aufsätze hier liegen.
Mit den besten Grüßen bin ich alter Treue
Ihr dankbarer Schüler
Dr. W. Breitenbach