Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Brackwede, 29. Juni 1911
NEUE WELTANSCHAUUNG
ORGAN DES „HUMBOLDT-BUNDES FÜR
NATURWISSENSCHAFTLICHE WELTANSCHAUUNG“.
REDAKTION: DR. W. BREITENBACH, BRACKWEDE I. W.
BRACKWEDE, 29. 6. 11
Sehr geehrter Herr Professor!
Es freut mich Ihnen schon heute Heft 2 unserer neuen „Humboldt-Bibliothek“ senden zu können, eine interessante Abhandlung über den „Mechanismus des menschlichen Denkens“ von Erich Ruckhaber, die ganz monistisch ist und auch viele neue Gedanken enthält. Zwei weitere Hefte sind bereits im Druck und kommen auch bald heraus; andere sind in Vorbereitung, so dass es mir für die Sammlung ebenso wenig an Stoff mangelt wie für || unsere Zeitschrift, – trotz der andauernden und gehässigen Boykottierung und Nichtachtung seitens des Monistenbundes, dessen Gründungsgeschichte ich zu schreiben oft aufgefordert worden bin, um meinen Anteil an dieser Gründung aktenmässig festzustellen.
Da ich nichts Gegenteiliges gehört habe, darf ich wohl annehmen, dass Ihre Genesung Fortschritte macht, so dass Sie recht bald den unfreiwilligen Zimmer-Arrest aufheben können. Ich habe einige böse Wochen hinter mir; meine Frau war sehr schwer erkrankt und wir sind eben an einer gefährlichen || Operation vorbeigekommen. Jetzt geht es langsam besser und da es die erste ernstliche Erkrankung der sonst gesunden und kräftigen Frau ist, so hoffe ich auf baldige völlige Wiederherstellung.
Mit den herzlichsten Wünschen für Ihre baldige Genesung und mit freundlichen Grüßen bleibe ich in alter Treue
Ihr ergebenster Schüler
Dr. W. Breitenbach