DEUTSCHER MONISTENBUND
JENA
Brackwede, 15. Mai 06
Sehr geehrter Herr Professor,
infolge Ihres Schreibens vom 14. d. M. habe ich mich sofort an Herrn Forel gewandt und ihn ersucht das Amt des ersten Vorsitzenden des D. M. B. zu übernehmen. Ich hoffe, dass er dazu bereit ist, zumal ich ihm die Versicherung gegeben habe, dass er mit Arbeiten verschont werden würde, da alle nötigen Schreibereien gern von Dr. Schmidt und mir geleistet würden. Für die beiden Einlagen Ihres Briefes, die mir interessant waren, besten Dank. Es freut mich, dass Sie nun doch schon bald eine Flugschrift verfassen wollen, sie wird unserer Sache auf jeden Fall viele neue Mitglieder zuführen und den Kampf, der doch weiter geführt werden muss, interessant gestalten. Auch der kleine Beitrag über das Präsidium wird willkommen sein und ich setze voraus, dass das erste Nachrichtenblatt bald erscheinen || kann. Wir hatten am 9. beschlossen, zwei verschiedene Publikationen ins Auge zu fassen:
1. Blätter des Deutschen Monistenbundes, in der Stärke von 8 oder 12 oder höchstens 16 Seiten, mit Mitteilungen über die Entwickelung des Bundes und kleinen vermischten Artikeln.
2. Eigentliche Flugblätter, also Broschüren, in der Stärke von etwa 2 oder 3 Bogen.
Ich stelle mir die Sache so vor, dass die Blätter lediglich für unsere Mitglieder und zur Agitation sind, also nicht im Buchhandel vertrieben werden, dass die Flugschriften dagegen auch durch den Buchhandel vertrieben werden. Herr Dr. Aigner ist beauftragt worden mit dem Frankh’schen Verlag in Verbindung zu treten und sobald ich Nachricht erhalte, teile ich Ihnen das Ergebnis mit.
Herr Dr. Siebert will sowohl für die Blätter wie für die Flugschriften von einem ihm befreundeten Münchener Künstler einen Titelkopf entwerfen lassen, den wir Ihnen natürlich erst zur Begutachtung vorlegen werden. Die Blätter sollen || nach meinem Vorschlag als lose Bogen, also ohne besonderen Umschlag, erscheinen, die Flugschriften würden natürlich einen besonderen Umschlag erhalten, über dessen Farbe aber noch keine Bestimmung getroffen ist. Ehe ich bestimmte Vorschläge mache, will ich die Entwürfe für den Kopf abwarten.
Mit freundlichen Grüssen wie stets
Ihr ergebenster Schüler
Dr. W. Breitenbach