Josef Brettauer an Ernst Haeckel, Triest, 3. November 1874
Triest 3 Novbr 1874.
Lieber Häckel!
Ich habe Dich lange auf Antwort warten lassen! Es war jedoch nicht wohl möglich, früher etwas Authentisches zu wissen.
In Egypten herrscht keine Pest; alles blos unbegründete Gerüchte. Der Verkehr mit Egypten ist vollkommen frei; u. Du kannst in dieser Beziehung um so ruhiger sein, als hier sowohl Publicum als Behörden sehr scrupulös sind.
Für Schiffe, welche die Ostküste des rothen Meeres berühren, respective von dorten herkommen, also von Arabien (Heddo, Meka, Toren etc.) existirt schon seit Jahr und Tag eine Quarantaine in Port-Said, weil man sich speciell vor den Pilgerschiffen sichern will u. die || Cholera in jenen Gegenden beinahe nie erlischt. Mehrere Lloydschiffe, die durch den Suezcanal, das rothe Meer etc. nach Indien gehen, sind nirgends der Quarantaine unterworfen. Da Du doch wohl nicht gar so tief hinuntergehen wirst, jedenfalls die Ostküste des rothen Meeres bei Seite liegen lassen wirst, so kannst ohne Furcht vor einer langweiligen, schmutzigen u. zeitraubenden Quarantaine Deine Reise antreten. Von Pest ist keine Rede.
Ich rechne daher sicher darauf, Dich in den letzten Tagen des Jahres hier zu sehen; schreibe oder telegrafire mir Deine Ankunft einige Tage früher, vielleicht || lässt sich mit dem Lloyd etwas abmachen; bringe einige Zeilen für den hiesigen deutschen Consul (Lutteroth), der auch gleichzeitig Lloydverwaltungsrath ist, mit von irgend einem hohen Thier unterfertigt u. es lässt sich gewiss eine Preisermäßigung erzielen, – wenn Dir überhaupt daran Etwas liegt.
Syrski läßt Dich bestens grüßen, er freut sich natürlich auf Deine Ankunft u. hofft, daß Dua wenigstens mehrere Tage hier bleiben wirst; dasselbe kann ich Dir von mir sagen.
Wünschest Du noch weitere Auskünfte, so schreibe mir, ich hoffe Dir dann schneller antworten zu können.
Auf freudiges Wiedersehen!
Dein Dich herzlich grüssender
Brettauer.
a eingef.: Du