Albert Ilg an Ernst Haeckel, Wien, 3. Dezember 1871
Wien, den 3. Dez. 71.
Indem ich um Entschuldigung bitte, wenn ich jetzt erst dazu komme, auf Ihre gütige Einsendung der Bedingungen zur Erlangung der Doktorswürde zu antworten, erlaube ich mir anzuzeigen, daß es mir leider nicht möglich ist, von Wien wegzukommen, sonst würde ich ungesäumt zur Ablegung einer mündlichen Prüfung nach Jena reisen.
Ist es mir somit, zu meinem allergrößten Bedauern versagt, an Ihrer Universität die besagte Würde zu erlangen, so bin ich doch Ihnen persönlich, hochgeehrter Herr, sehr zu Danke verbunden. Ich erlaube mir die dringende Bitte, meine Beilagen auf meine Kosten so schnell als nur möglich zurücksenden, u. zwar aus dem Grunde, weil meine Abhandlung über den Poliphil, – wennschon nicht als eine Doktorats Dissertation, aber als ge-||wöhnliche Broschüre, für welche sich soeben ein Verleger gefunden hat, in Druck kommen soll. Sie sehen, hochgeehrter Herr, daß meine Verpflichtungen diesem Verleger gegenüber nicht einzuhalten wären, wenn ich nicht sobald wie möglich über mein Manuscript verfügen kann. Von den übrigen Beilagen sind mir namentlich die Universitäts Dokumente wichtig, da aber nach Ihrer Angabe noch nichts von meiner Sendung vor die Facultät gelangt ist, so bitte ich sämmtliche Stücke mir gefälligst retourniren zu wollen.
Sie würden mich, geehrter Herr Dekan, neuerdings zu größtem Danke verpflichten, wenn Sie diese Rücksendung recht bald in’s Werk setzen wollten. Gestatten Sie mir den Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung
Ergebenst
Albert Ilg