Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 3./4. Juli 1872

Potsdam 3/7 72.

Mein lieber Ernst!

Von Herzen danke ich Dir für Deine liebevollen Wünsche zu meinem Geburtstag; an dem ich viel liebe Briefe erhielt. Mir war der Tag sehr ernst und wehmüthig, lebe ich doch überhaupt hauptsächlich in der Erinnerung und doch danke ich Gott von ganzem Herzen für das Gute, was mir geworden, vor allen Dingen, daß meine Kinder brav sind; und mit kindlicher Liebe mir zu gethan sind. – Besonders müssen wir alle || froh sein, daß Clara uns erhalten ist.

An meinem Geburtstag mußte ich Nachmittag 6 Uhr in Berlin in der Brückenstraße beim Justizrath sein, wegen des einzuziehenden Kapitals, ich fuhr daher mit dem 5 Uhrzug hin; unterdessen war Bertha hier gewesen, was mir recht leid war, ich sprach sie denn noch in Berlin auf dem Bahnhof als sie zurück kam; hier fand ich von ihr einen Aufbau. – Die Enkel hatten mir auch || Blumen gebracht. Ich hätte die Enkel gerne Nachmittags bei mir gehabt, aber ich mußte meine Kräfte für Berlin sparen. –

Donnerstag. Gestern Abend war ich zu müde, um diese Zeilen an Dich zu beendigen. Nun kann ich Dir noch sagen, daß auch heute die Nachrichten aus Ems gut lauten: Clara erholt sich immer mehr, und ist schon ¼ Stunde spazieren gegangen. –

Wenn Karl zurück ist, wird sich wohl übersehn lassen ob und wann ich zu Euch kommen kann; ich denke vielleicht d- 13ten oder 14ten; ich sehne mich recht zu Euch, wir wollen uns dann mal recht ausplaudern.; Ich komme Euch dann doch recht? ||

Karls Kinder sind alle gesund. Nun seid beide Du mit Frau und Kindern herzlich gegrüßt von

Deiner

alten Mutter

Lotte.

Soll ich, was ich mitbringen kann, von Deinen alten Spielsachen etc mitnehmen, oder soll ich die Sachen Euch später schicken, wenn Ihr in der neuen Wohnung seid.

Herzliche Grüsse an Mutter Huschke und Clara, ich freue mich auch auf deren Wiedersehn.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
04.07.1872
Entstehungsort
Entstehungsland
Signatur
A 49924
ID
49924