Wien 23. März 1883
Hochverehrter Herr Professor!
Während Ihres hochinteressanten Aufenthaltes auf Ceylon haben Sie auch mit Ameisen, die Ihnen wol nichts weniger als angenehm waren, Bekanntschaft gemacht.
Es wird Ihnen erinnerlich sein, daß von meinen speciellen Studien jene über die Ameisen von mir schon seit meinen Jugendjahren gepflegt werden, wenigstens zeitweise und da ich aus allen Erdtheilen ein sehr bedeutendes Material theils besitze theils untersucht habe, soeben die Bestimmung und Bearbeitung der Ameisen aus Sumatra vom Leyden-Museum (auch die von Jelski in Cayenne gesammelten Ameisen) beende, aber von den Ceylon-Ameisen || mir relativ nicht viel bekannt ist und Sie, hochgeehrter Herr, von denselben wol manche Arten, und wahrscheinlich die aus einem Neste isolirt aufbewahrt, mitgebracht haben dürften, so erlaube ich mir die Anfrage, ob Sie geneigt wären, mir diese Ameisen entweder zur Determination zu senden oder, was mir noch viel lieber wäre, gegen ein von Ihnen zu bestimmendes Äquivalent ganz zu überlassen.
Als Äquivalent konnte ich bezeichnen Baarzahlung oder Naturalien. Von den letztern könnte ich insbesondere Doubletten von jenen Insektengruppen, die ich selbst bearbeitet habe, bezeichnen, wie Gallen verschiedener Insekten Ordnungen, in reicher Anzahl und wol kaum in Ihrer Universitätssammlung einigermaßen vertreten, || Cynipida, Ameisen, verschiedene Gruppen von Microhymenoptera etc
Mit besonderer Hochachtung
Ihr ergebener
Dr. Gustav Mayr