Kammerer, Paul

Paul Kammerer an Ernst Haeckel, Wien, 1. Dezember 1917

Wien XIII/5 Auhofstr. 239 – 1.XII.1917

Hochverehrter Herr Geheimrat!

Für die gütige Zuwendung Ihres prachtvollen neuen Buches

„Kristallseelen“

sage ich innigsten Dank. Ich erhielt es vor etlichen Tagen und habe mita großem Genuss schon ziemlich viel davon „verschlungen“!

Bei Einsichtnahme in mein Verzeichnis, welches die Aussendung der eigenen Schriften registriert, sah ich zu meiner Beschämung, dass ich Herrn Geheimrat seinerzeit zwar für ein Exemplar meiner „Allgemeinen Biologie“ vorgemerkt habe, dass aber die Durchführung dieser Vormerkung offenbar versehentlich unterblieb. Sofort wies ich jetzt meinen Verleger an, das Buch an Herrn Geheimrat einzusenden. Hoffentlich ist es schon in Jena, wenn auch der vorliegende Brief sein Ziel erreicht.

Durch Wilhelm Boelsche, den ich kürzlich gelegent-||lich einer Berliner Vortragsreise in Friedrichshagen besuchte, erfuhr ich von dem schmerzlichen Verluste, den Herr Geheimrat durch das Ableben Ihrer Gattin erlitten haben. Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen aus diesem Anlasse mein wärmstes inniges Beileid ausspreche. So groß meine Betrübnis war über dieses Unglück, freute ich mich doch wieder, von der guten Gesundheit und frischen Arbeitsfreude zu vernehmen, die Ihnen, Herrn Geheimrat, andauernd gegönnt ist. Ich wünsche nichts sehnlicher, als dass es noch lange, lange so bleibt und die Welt noch manches schöne Werk Ihrer unversiegbaren geistigen Fruchtbarkeit verdanken möge.

In vollkommener Verehrung und Dankbarkeit ganz ergeben:

Paul Kammerer

a korr. aus: mir

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
01.12.1917
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Jena
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 49251
ID
49251