Ernst Haeckel an Bertha Sethe, Leipzig, 8. August 1892
Leipzig 8.8.92.
Haydn-Str. 20
Liebe Tante Bertha!
Soeben Deinen lieben Brief erhalten. Wir sind Samstag hier zu Meyer’s gereist, froh dem colossalen Trubel der Bismarck-Feier in Jena entronnen zu sein. Sie war übrigens herrlich! Ich schicke Dir in den nächsten Tagen die Festschrift, die wir darüber erscheinen lassen. Die weltgeschichtliche Persönlichkeit Bismarcks so aus der Nähe kennen zu lernen, war höchst interessant! ||
− Unsere Ferien-Pläne sind erst gestern hier fixirt worden, nachdem festgestellt ist, daß Agnes und Lisbeth zusammen 4 Wochen in Kissingen Brunnen trinken sollen. Ich werde sie nächsten Samstag (13.) dorthin begleiten. Am 21. reise ich allein direct a (über Hamburg) nach Edinburgh, um mit Murray 3 Wochen Plankton-Fischerei an der schottischen Westküste zu treiben. || Auf der Rückreise (frühestens Mitte September) denke ich Dich und Karl zu besuchen. Jedenfalls komme ich noch im Herbst nach Berlin (vielleicht erst Mitte Oktober). –
Es freut mich zu hören, daß Du auch noch etwas in die Sommerfrische gehst. Du schreibst mir wohl nach Kissingen (postlagernd) wohin Du gegangen bist. ||
Hier bei Meyer’s, deren schöne Villa reizend am Waldrande des Scheiben-Holzes liegt, geht es uns sehr gut. Unser junges Ehepaar ist sehr glücklich. Emma geht mit nach Kissingen, Hans in die Alpen. Walter sitzt mit anderen Malern auf der dänischen Insel Moën. Ich war in den letzten Tagen sehr marode, erhole mich hier aber rasch. Mit herzlichsten Grüßen und besten Wünschen Dein treuer Neffe Ernst
Hkl.
Bitte diesen Brief an Karl zu senden.
a gestr.: nach