Emanuel Reinicke an Ernst Haeckel, Leipzig, 7. Juli 1909
WILHELM ENGELMANN
VERLAGSBUCHHANDLUNG
LEIPZIG, DEN 7. Juli 1909.
MITTELSTRASSE 2.
Ew. Excellenz
danke ich verbindlich für Ihren geschätzten Brief vom 26. Mai aus Baden-Baden, mit dessen Beantwortung ich bisher deshalb gewartet habe, weil Sie erst Ende Juni nach Jena zurückzukehren gedachten. Hoffentlich hat die Kur in B. Ihnen die gesuchte Erholung gebracht, sodass Sie mit frischen Kräften an die geplante neue Auflage der „Anthropogenie“ gehen können.
Mit Ihrem Vorschlag, zunächst eine neue (6.) Auflage der jetzigen (5.) Auflage mit unwesentlichen Aenderungen erscheinen zu lassen, bin ich einverstanden, wenn wir uns über die Bedingungen verständigen, was, wie ich glaube, ohne grosse Schwierigkeiten || zu erreichen sein dürfte. Wie Sie wissen, beträgt der Preis der jetzigen (5.) Auflage M. 25.- für das broschierte und M. 28.- für das gebundene Exemplar. Das ist für den grössten Teil der Interessenten zu viel. Daher müssen wir sehen, einen niedrigeren Preis zu erreichen. Das wäre aber nur möglich, wenn wir uns über das Honorar in der Richtung einigten, dass Sie mir gestatten, für das gleiche Honorar der 5. Auflage eine wesentliche höhere Auflage herzustellen.
Das Honorar der 5. Auflage betrug für 1500 Auflage M. 90.- für den Bogen. Ich erlaube mir, Ihnen daher für die 6. Auflage M. 100.- für den Bogen anzubieten, bei einer Auflage von 2500 Exemplaren. Dafür würde ich dann den Preis auf M.20.- herabsetzen. Ferner liess sich eine Verbilligung auch dadurch erreichen, dass auf die Beigabe einer Anzahl Tafeln verzichtet würdea. ||
Von den 30 Tafeln sind 22 in Lithographie, 4 in Heliogravüre und 4 in Autotypie hergestellt. Neu wurden für die 5. Auflage 6 Tafeln (10, 11, 25/27 und 30) hergestellt, deren Lithographie ca. M. 600.- kostete. Der Druck und das Papier der 22 lith. Tafeln betrug i/Sa. M. 1210.-. Am teuersten sind die 4 Heliogravürenb, deren Druck und Papier sich auf M. 664.- stellt. An Stelle der Heliogravüre möchte ich vorschlagen, Zinkos treten zu lassen, sie dann in den Text aufzunehmen und auf demc Auflagenpapier zu drucken. Ein Gleiches könnte wohl auch mit den 4 Autotypien geschehen. Auch bei dem Papier des Textes könnte gespart werden, ohne dass darunter der Druck, namentlich der Autotypien, zu leiden braucht.
Das sind meine Vorschläge, die ich mir erlaube, Ew. Excellenz zur Ent-||scheidung zu unterbreiten, um Ihrem Wunsch nachzukommen, den Preis der 6. Auflage im Vergleich zur 5. wesentlich herabzusetzen. Ich sehe daher Ihrer geneigten Antwort entgegen, inwieweit Sie glauben, auf meine Vorschläge eingehen zu können. Auch bin ich gern bereit, nach Jena zu kommen und mit Ihnen mündlich die Angelegenheiten zu besprechen. Der Druck könnte wieder von Frommann (Pohle) ausgeführt werden, was Ihnen wohl erwünscht sein dürfte. Auch mit dem Ersatz einiger Abbildungen durch neue bessere bin ich einverstanden.
Was die geplante „Volksausgabe“ betrifft, so dürfte es sich empfehlen, über diese erst dann in Unterhandlungen zu treten, wenn die 6. Auflage fertiggestellt sein wird. Bei der Volksausgabe wird es sich besonders darum handeln, alle Abbildungen wegzulassen, die nicht durchaus erforderlich sind; evtl. könnte man auch einen Teil davon || als Tafeln zusammenstellen und in den Text aufnehmen, um auf diese Weise Raum zu sparen. Autotypien werden wohl ganz wegfallen müssen, da sie sich ausserd auf stark satiniertem Papier schlecht drucken lassen. Den Satzspiegel müssen wir aus Sparsamkeitsgründen zweispaltig nehmen.
Als Honorar schlage ich vor, dass wir dasselbe vereinbaren, wie es Ihnen A. Kröner für die Welträtsel gezahlt hat. Ich bitte Sie daher, mir dies gütigst mitzuteilen.
Ihrer geschätzten Antwort mit Vergnügen entgegensehend, danke ich für dieselbe schon im voraus verbindlich || und verbleibe
Mit freundlichen Grüssen
Ew. Excellenz
ganz ergebener
E Reinicke.
Sr. Excellenz Herrne
Wirkl. Geheimrat Prof.
Dr. E. Haeckel, Jena.
a korr. aus: wird; b korr. aus Heliogravüre; c eingef.: dem; d gestr.: nicht; eingef.: ausser; e eingef.: Herrn