Zoologisches Institut
und Phyletisches Museum
der Universität Jena
Jena, den 14/III 1910
Sehr geehrter Herr Geheimrat!
Die zwei Zimmer im Dachgeschoss werden vorläufig noch nicht benutzt; Ihre Sachen können also ruhig dort stehen bleiben bis auf weiteres.
Ich sah heute, wie der Maler an der Ehrentafel tätig war und dabei A. Kühnscherf zum „Kommerzienrat“ machte. Da dies nicht richtig ist, so habe ich ihm gesagt, er solle hinmalen:
A. Kühnscherf u. Söhne. Dresden. ||
Die Söhne sind Mitinhaber der Firma und der Verzicht auf ca 13000 M wurde mir von dem einen Sohne Emil Kühnscherf mitgeteilt. Ich nehme an, dass Sie hiermit einverstanden sind.
Da Prof. Philippi ja leider so frühzeitig gestorben ist, so möchte ich entsprechend unserer früheren Verabredung bei der Facultät resp. bei der Regierung beantragen, dass das Extraordinariat für Geologie und Palaeontologie entweder eingeht oder von der Universitätskasse übernommen wird und ich bitte ergebenst || mir brieflicha mitzuteilen, dass Sie hiermit einverstanden sind. Ein Palaeontologe kann hier in Jena aus Mangel an Sammlungen und Mitteln nicht arbeiten. Walter und Philippi haben ja tatsächlich nichts Phylogenetisches publicirt und zur Unterstützung der Geologie ist die Ritterstiftung nicht da.
Die auf diese Weise eventuell frei werdenden 1500 M möchte ich verwenden:
500 M zur Aufbesserung von Prof. Meisenheimer, welcher jetztb 1500 M erhält.
200 M zur Aufbesserung des I. Assistenten, damit dieser die vollen 1200 M bekommt.
800 M für Ankauf von Objekten, welche der phyletischen Forschung dienen können und im Phyletischen Museum Aufstellung finden. || Wir gewinnen auf diese Weise 800 M für das phyletische Museum.
Hochachtungsvollst
L. Plate
a eingef.: brieflich; b eingef.: jetzt