Ludwig Plate an Ernst Haeckel, Berlin, 7. Januar 1909

Königliche Landwirtschaftliche

Hochschule zu Berlin.

Zoolog. Sammlung.

Berlin N. 4, den 7/I 1909

Invalidenstrasse 42.

Verehrtester Freund!

Endlich habe ich aus Weimar die Bestätigung der mündlich mit Excellenz v. Eggeling getroffenen Verabredungen erhalten. Durch seine Erkrankung schien die Sache ganz ins Stocken geraten zu sein. Da bei seiner Schwerhörigkeit Mißverständnisse nicht ausgeschlossen waren, musste ich natürlich alles schwarz auf weiss erhalten.

Jetzt bleibt es noch nötig, unsere Verabredungen bezüglich der Ritterstiftung vertragsmäßig festzulegen, damit hierüber keine Unklarheiten herrschen. Ministerialdirektor Vollert wird Ihnen den Entwurf zugehen lassen, den ich an v. Eggeling geschickt habe mit der Bitte um seine u. Ihre Unterschrift. Falls ich nicht 3600 M für das Institut daraus || fest garantirt zu freier Verfügung bekomme, kann ich unmöglich die Interessen des Instituts (wiss. Arbeiten, Reisen, Bibliothek, Hilfskräfte) auf der Höhe halten. Das Philippi‘s Professur eingeht bei Abberufung, halte ich für dringend notwendig, denn wir gewinnen dadurch 1500 M; würde er ausschließlicha Palaeontologie als Lehrer u. Forscher pflegen, so wäre ja der Zusammenhang mit der Entwicklungslehre hergestellt. Aber wie die Verhältnisse tatsächlich liegen, kann Philippi aus Mangel an Material nicht Palaeontologie treiben und beschäftigt sich daher als Forscher nur mit allgemeiner Geologie. Es wird demnach eine Professur zur Unterstützung des Mineralogen von uns unterhalten, und dazu sind wir nicht da.

Es erscheint mir ferner sehr wichtig, dass die || Ritterstiftung nicht festgelegt wird zur Erhaltung des phyletischen Museums, sondern nur vorübergehend zur Einrichtung desselben herangezogen wird, damit dieselbe später für grössere Unternehmungen wieder frei wird. Angenommen, dass jetzt noch 100 000 M verfügbar sind, so brauchen wir 25 000 zur ersten Einrichtung, der Rest (75 000 zu 3½ % angelegt) ergibt den unveräusserlichen Betriebsfond von jährlich 2625 M, welcher für Diener, Assistent und Heizung annähernd ausreichen wird. Kommt Ziegler hierher, wozu ja die besten Aussichten sind, so setzen wir seinen Nachfolger auf 1500 M und gewinnen dadurch weitere 900 M zur Unterhaltung des Museums. Ich habe inzwischen versucht an Rathenau heranzukommen, um eine grössere Summe von ihm zu erhalten, indem ich seinen Freund den Commerzienrat Löwe gebeten habe, eine Unterredung zu vermitteln. || Bis jetzt habe ich aber noch keine Antwort erhalten. Auch habe ich verschiedene Namen von andern „Mäcenen“ erfahren, die ich aufs Korn nehmen will. Ich glaube es wird schon gelingen, im Laufe der Zeit noch ca. 50 000 M zur Erhöhung des Betriebsfonds flüssig zu machen.

Ich möchte freundlichst bitten ganz in dem Sinne auf Ministerialdirektor Vollert einzuwirken, wie ich dies in jenem Schreiben aufgesetzt habe. Die Regierung will natürlich alles dem Ritterfonds aufhalsen, um neuen Anträgen vorzubeugen. Da ich bei der Übersiedelung nach Jena aus Liebe zur Sache und Verehrung für Sie grosse materielle Einbusse erleide (mindestens 6 000 M jährlich) muss ich darauf bestehen, dass meine Wünsche bezüglich der Ritterstiftung angenommen werden.

Hoffentlich geht es Ihrem Knie besser. Wenn es mit Ziegler morgen glatt geht, komme ich ca. am 20/I nach Jena um definitiv eine Wohnung zu miethen.

Mit herzlichen Grüßen stets Ihr

Plate.

a eingef.: ausschliesslich

Brief Metadaten

ID
48250
Gattung
Brief ohne Umschlag
Verfasser
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Zielort
Zielland
Deutschland
Datierung
07.01.1909
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,3 x 22,2 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 48250
Zitiervorlage
Plate, Ludwig an Haeckel, Ernst; Berlin; 07.01.1909; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_48250