Haeckel, Ernst

Bericht des Dekans der philosophischen Fakultät, Ernst Haeckel, an den Senat, Jena, 21. Januar 1872

Magnifice Academiae Prorector!

Jena, den 21. Januar 1872.

Bericht der philosophischen Fa-

kultät an den Senat, das Ha-

bilitation-Gesuch des Herrn

Dr. Cappeller betreffend.

Herr Dr. phil. Carl Cappeller aus Alexkehmen in Ostpreußen, 32 Jahre alt, bewirbt sich bei der philosophischen Fakultät und die Venia docendi für Sanskrit. Derselbe hat 4 Jahre in Berlin vergleichende Sprachwissenschaft und namentlich Sanskrit studirt und darauf 1868 an der Leipziger Universität promovirt. Seit Ostern 1870 ist er hierselbst am Keferstein’schen Institute mit gutem Erfolge als Lehrer der classischen Sprachen thätig gewesen.

Sein Habilitations-Gesuch begründet er durch Einreichung seiner Inaugural-Dissertation über „Kâlidâsae || Mâlavikâgnimitra“ und einer zum Zweck der Habilitation verfaßten Abhandlung über „Die Ganachandas“. Diese letztere ist nach dem Sachverständigen Urtheil „ein wichtiger Beitrag zum Verständniß der indischen Kunstform. Methode und Anwendung zeugen von allgemeiner philosophischer Bildung und die Darstellung ist musterhaft klar.“

Nachdem daraufhin die Facultät am 20. dieses Monats das vorschriftsmäßige Colloquium mit Herrn Dr. Cappeller abgehalten und sich durch dessen Ausfall sehr befriedigt erklärt hat, richtet dieselbe nunmehr an den illustren Senat die Bitte, das Habilitations-Gesuch befürwortend an die Durchlauchtigsten Erhalter gelangen zu lassen.

Hochachtungsvoll

Ernst Haeckel

d. Z. Decan.

Die philosophische Facultät

[Vermerk:]

Ex concl. Senat. acad. ist unter abschriftlicher Einsendung des Gutachtens der philosophischen Fakultät das Habilitationsgesuch des H. Dr. Capeller an höchster Stelle zu befürworten. Jena 27 Januar 1872. Dr. Börner

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
21.01.1872
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Jena
Besitzende Institution
UAJ
Signatur
BA 458, 61r-61v
ID
47887