Ernst Haeckel an Alexander Cartellieri, Jena, 24. Juni 1914
Jena 24. Juni 1914.
Bericht über eine Stiftung von
30.000 Mark für das Phyletische
Archiv und dessen Beziehung zur
Universitäts-Bibliothek.
Magnifice Academiae Prorector!
Aus Anlaß meines 80. Geburtstages hatte der Deutsche Monistenbund, dessen Ehren-Präsident ich bin, eine Sammlung für den sogenannten „Ernst-Haeckel-Schatz für Monismus“ veranstaltet. Kürzlich hat nun der Vorstand des Monistenbundes beschlossen, die Hälfte des Ertrages dieser Sammlung (der sich auf 60.000 Mk belief) der Universität Jena zu überweisen, mit der Bestimmung, daß diese Summe zur Organisation und Unterhaltung des hiesigen Phyletischen Archivs verwendet wird. Die Hälfte dieser Summe (15.000 Mk) ist bereits vom Monistenbunde dem Rentamte der Universität direkt überwiesen. Die andere Hälfte wurde an mich persönlich eingesandt und ist in dem Depot des Phyletischen Archivs niedergelegt. Ich wünsche, daß diese ganze Schenkung (30.000) dem Kapital der „Ernst-Haeckel-Stiftung für Entwickelungslehre“ zugefügt wird, deren Stiftungsurkunde (vom 22. Januar 1913) vom Großherzogl. Sächs. Staatsministerium am 12. März 1913 genehmigt worden ist, laut Mitteilung des Prorektors, Reg. Nr. 752. ||
Entsprechend einer Vereinbarung mit dem Herrn Kurator und dem Herrn Bibliotheks-Direktor sind mir von dem Großherzogl. Staatsministerium a in dem jetzt begonnenen Erweiterungs-Bau der Universitäts-Bibliothek zwei besondere Räume für das b Archiv der Ernst-Haeckel-Stiftungc bewilligt worden, ein Sammlungsraum für die Phyletische Bibliothek und die Dokumente zur Geschichte der Entwickelungslehre, und ein Arbeitszimmer für den Archivar (– welcher dem Bibliotheks-Direktor untergeordnet ist –). Die beiden Räume, welche ich mir bisher im Phyletischen Museum für das Archiv reserviert hatte, werden in Folge dessen frei und können Ostern 1916 dem Direktor des Phyletischen Museum zur Erweiterung der Schausammlung überlassen werden.
Einige nähere Angaben über diese hier kurz mitgeteilten Verhältnisse sind in den angefügten beiden gedruckten Mitteilungen enthalten:
I. Die Ernst-Haeckel Stiftung, 31. Oktober 1913, (aus: „Neue Weltanschauung“, Heft 12; Jahrgg. 1913).
II. Das Phyletische Archiv in Jena und die Universitäts-Bibliothek – vom 26. Juni 1914.
(Aus: „Jenaer Volksblatt“, Nr. 147, Beilage 26. Juni 1914)
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ew, Magnifizenz ergebener
Ernst Haeckel.
a gestr.: in Weimar; b gestr.: Phyletische; c eingef.: Ernst-Haeckel-Stiftung