Bericht der philosophischen Facultät an den Senat, das Habilitations-Gesuch des Herrn Dr. Cappeller betreffend.
Magnifice Academiae Prorector!
Herr Dr. phil. Carl Cappeller aus Alexkehmen in Ostpreußen, 32 Jahre alt, bewirbt sich bei der philosophischen Facultät um die Venia docendi für Sanskrit. Derselbe hat 4 Jahre in Berlin vergleichende Sprachwissenschaft und namentlich Sanskrit studirt und darauf 1868 an der Leipziger Universität promovirt. Seit Ostern 1870 ist er hierselbst am Kefersteinschen Institute mit gutem Erfolge als Lehrer der classischen Sprachena thätig gewesen.
Sein Habilitations-Gesuch begründet er durch Einreichung seiner Inaugural-Dissertation über „Kâlidâsae Mâlavikâgnimitra“ und einer zum || Zweck der Habilitation verfaßten Abhandlung über „Die Ganachandas“. Diese letztere ist nach dem sachverständigen Urtheil „ein wichtiger Beitrag zum Verständniß der indischen a Kunstform“. Methode und Anwendung zeugen von allgemeiner philosophischer Bildung und reifem und freiem Urtheil. Die Darstellung ist musterhaft klar.
Nachdem daraufhin die Facultät am 20. dieses Monats das vorschriftsmäßige Colloquium mit Herrn Dr. Cappeller abgehalten und sich durch dessen Ausfall sehr befriedigt erklärt hat, richtet dieselbe nunmehr an den illustren Senat die Bitte, das Habilitations-Gesuch befürwortend an die Durchlauchtigsten Erhalter gelangen zu lassen.
Hochachtungsvoll
Ernst Haeckel
d. Z. Decan.
Dieb philosophische Facultät
a gestr.: Sprachlehrer; eingef.: Lehrer der classischen Sprachen