Haeckel, Ernst

An Charlotte und Carl Gottlob Haeckel, Neapel, 9. Mai 1859

Neapel, 9. 5. 59.

Lieber Vater!

Heute Abend erhielt ich eure lieben, am 2. 5. abgeschickten Briefe. Habt herzlichen Dank dafür. Vor Allem freue ich mich, daß es Dir liebste Mutter, wieder besser geht; nimm Dich nur noch recht in Acht und fahre fleißig spazieren. Wie schade, daß ich Dich nicht hier haben kann. So leicht und billig wie hier, kann man wohl nirgends fahren.

Ich denke sehr oft an Dich, wenn ich, meinen beiden trefflichen Rappen vertrauend, diese Fahrgelegenheiten unbenutzt lasse. Die kriegerischen Nachrichten beschäftigen uns hier natürlich sehr. Dich, lieber Vater, bitte ich sehr, sobald ich unvermeidlich zurückkehren muß, mir sogleich citirend zu schreiben. || Jedenfalls werde ich hier so lange als irgend möglich auszuhalten suchen, da ich jetzt erst mit der Arbeit in ordentlichen Zug zu kommen anfange. Die Gelegenheit zur Rückreise kann später nicht schwieriger werden, als sie es jetzt schon ist. Sollte ich grade jetzt wegen einer Mobilmachung zurück, so wäre dies äußerst störend. Bitte schreibe mir recht bald, wie es eigentlich mit Preußens Kriegsaussichten steht. Durch die Zeitungen erfährt man hier Alles erst sehr spät und unvollkommen.

Die Rückreise über Marseille wird übrigens keine Schwierigkeiten haben. ‒ Bitte grüße Martens herzlichst und danke ihm für seinen lieben Brief, der richtig am 7. angekommen ist wie auch der an Acton. Ich antworte nächstens.

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
09.05.1859
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 47467
ID
47467