Ernst Erhard Schmid und Ernst Haeckel an Moriz Schmidt (Dekan), Jena, 14. Februar 1881
Wollen Sie die beifolgende Begründung des Vorschlags zur Errichtung einer außerordentlichen Professur, die ich so kurz wie möglich glaubte fassen zu müssen, beliebig amendiren und emendieren.
Hochachtungsvoll
Jena, d. 14. Februar 81.
E. E. Schmid ||
[Beilage: Entwurf]
Nachdem die Gründung eines physikalischen Institutes von der Großherzoglichen Regierung so ernsthaft und kräftig in Angriff genommen worden ist, daß sein Zustandekommen nur noch als eine Frage der Zeit angesehen werden kann, hat die philosophische Facultät zur Vervollständigung und Vertiefung des naturwissenschaftlichen Studiums noch die Bitte ausgesprochen, für Paläontologie wenigstens eine außerordentliche Professur zu errichten. Die Paläontologie hat gegenwärtig eine nach a Methode und Ziel so hohe Bedeutung gewonnen, daß ihre Lehre nicht mehr als Nebenfach dem Zoologen oder Botaniker, noch viel weniger dem Mineralogen zugetheilt werden kann, sondern als eine selbstständige Vermittelung stehtb zwischen Zoologie, Botanik und Geologie, c || welche mittels der Lithologie mit der Mineralogie immerhin als innig verbunden angesehen werden kann. Für das wissenschaftliche Verständniß der gegenwärtigen Flora und Fauna ist die Kenntniß der fossilen Organismen und ihrer historischen Entwickelung unentbehrlich.d Die Paläontologie wird auf unserer Universität durch eine bereits tüchtige Sammlung unterstützt, bedarf aber allerdings bezüglich der literarischen Hülfsmittel einer weiter greifenden Nachhülfe.
a gestr.: Meto; b eingef.: steht; c gestr.: etc. Mineralogie; d Einfügung von der Hand Ernst Haeckels, mit Einfügungszeichen und dem Vermerk: „eventuell hinzuzufügen“: Für das wissenschaftliche Verständniß … Entwickelung unentbehrlich.