Rudolph Moritz Claus an Ernst Haeckel, Berlin, 3. März 1872
Herrn Professor Decan Häckel
Jena
Ew. Hochwohlgeboren
haben durch die Veröffentlichung nicht nur meine gesellschaftliche Stellung untergraben, sondern auch meine und meiner Familie Zukunft und Existenz zerstört. Ich bin für meine ganze Lebenszeit dadurch gebrandmarkt. Zur weiteren und nachsichtigen Beurtheilung der Thatsachen hätte ich Manches anführen können, doch bitte ich mir jetzt jede weitere Mittheilung darüber zu erlassen. Ferner erlaube ich mir die inständigste || Bitte auszusprechen, Sich mit dieser, in ihren Folgen ganz unberechenbaren harten Strafe genügen zu lassen und von jeder weiteren Verfolgung und Veröffentlichung im Interesse meiner Familie abzusehen. Es bliebe mir dann kein anderer Ausweg, als meinem Leben ein baldiges Ziel zu setzen, was vielleicht schon jetzt für mich die beste Sühne wäre. Wenn es noch irgend möglich ist, werde ich bestrebt sein, den Schandfleck zu vertilgen.
Euer Hochwohlgeboren würden vielleicht dazu beitragen können, wenn Sie bei der hochlöblichen Fakultät meine Verzeihung erwirken möchten. Kaum kann ich noch || einen Gedanken fassen, ohne daß er durch die öffentliche Bekanntmachung, die mir aus allen Zeitungen entgegenstarrt, durchkreuzt wird. Üben Sie Nachsicht und treiben mich nicht zu noch größerer Verzweiflung. Darum bittet dringend und
hochachtungsvoll
M. R. Claus
Apotheker
Berlin, d. 3t Maerz 1872
Baumer Str.103