Bartholomäus von Carneri an Ernst Haeckel, Marburg an der Drau, 25. Juli 1893
Marburg 25. Juli 1893.
Geliebter und verehrter Freund!
Nur wenige Zeilen, aber ich muß Ihnen gleich danken für die Zusendung des Berliner Tageblatt. Theodor Wolff’s Artikel ist brillant und ich kann mir nichts Wünschenswertheres vorstellen, als ein solcher Angeklagter zu sein. Hamann ist gewiß von clericaler Seite angestachelt worden und muß ein Riesenesel sein. Was hat er davon, wenn Sie, was ja denkbar ist, zu einer kleinen Geldstrafe verurtheilt werden, und er vor der ganzen Welt mit Schmach bedeckt wird? ||
Für solche Dreckseelen wären freilich geheime Gerichtsverhandlungen unbezahlbar.
In wenig Tagen kann ich Ihnen sagen, wann ich nach Kärnten zu den Meiningen fahre. Hoffentlich sind Sie gänzlich hergestellt.
Mit dem herzlichsten: Glückauf! in alter Treue
Ihr
Carneri