Justus Leidner an Ernst Haeckel, Jena, 2. Mai 1906
An
die Collatur des Universitätsstipendiums
für Studierende der Medizin und Natur-
wissenschaften, z. H. des Herrn Prof. Dr.
Häckel, Jena
Ergebenst Unterzeichneter bittet um gütige Berücksichtigung bei der Vergebung des Universitätsstipendiums für Studierende der Medizin und Naturwissenschaften an der Universität Jena. Wie beiliegendes Armutszeugnis ausweist, kann Petent von seiner Mutter nur ganz geringe, dabei nicht regelmäßige Beihülfen zu seinem Studium erhalten, so daß er bisher gezwungen war, teils durch Stipendien und Benefizien, teils durch kleine Nebenverdienste, die er sich durch Privatunterricht und kleine litterarische Arbeiten gewann, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Auf der beifolgenden behördlichen Bescheinigung gilt der Passus sub 10): „Hat vom Herzoglich Sächsischen Ministerium zu Altenburg ein Stipendium von 81 M erhalten“ nur für Ostern 1904 und 1905. An dessen Stelle hat jetzt zu treten: „Hat vom Ministerium zu Altenburg Ostern 1806 eine akademische Freitischstelle erhalten.“ Im Übrigen hat sich an den Verhältnissen nichts geändert. In der Hoffnung, daß seine ergebene bitte Berücksichtigung finde, zeichnet
hochachtungsvoll
Justus Leidner cand. med.
7. Semester
Jena, den 2. Mai 1906
Westendstr. 2a part.
Petent ist Sachsen-Altenburgischer Staatsangehöriger.