Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Groß-Brütz, 2. November 1916
FRAU E. V. CROMPTON | JAGDHAUS GR. BRÜTZ | BEI SCHWERIN
POST WITTENFÖRDEN
2.XI.16.
Hochverehrte Excellenz und lieber, guter Adoptivvater!
von ganzem Herzen danke ich Ihnen, lieber, guter Herr Geheimrat für Ihre lieben, guten Zeilen vom 14.X. sowie über das schöne Schriftchen „Arnold Lang“, dasa mich sehr interessiert hat.
Es gab so vielerlei immer noch zu tun mit Einrichten u. s. w. daß ich beim besten Willen nicht früher ein ruhiges Stündchen fand, das ich doch brauche, um mich mit Ihnen, || lieber Herr Geheimrat, einmal wieder auszusprechen. Herzlich freut es mich, daß Ihre liebe Enkelin Else Ihnen nun wieder Ihr Haus führt. Bitte grüßen Sieb sie doch herzlich von mir. Ebenso erfreute es mich, daß Ihr Sohn Walter Ihnen so schön geholfen hat. Von ganzem Herzen erhoffe ich einen guten (gesundheitlich) und anregenden (durch Frl. Else) Winter für Sie. Ich freue mich schon sehr auf das berühmte rote Sopha und auf das dadurch zu schaffende Ausruhfleckchenc für mich. Ihre letzten mir gesendeten 4 Aquarelle habe ich eingerahmt und schmücken sie unser Heim auf’s Köstlichste. Sie sind einzig schön; besonders reizt meine Sehnsucht immer das wunderbare blaue Meer bei Nervi, Strand bei Portofino. Es war immer || meine „Goethesche“ Sehnsucht einmal nur diese Schönheit sehen zu können. Doch nach all dem Schiffbruch – kann es für mich nur einen Traum bedeuten. Doch kann ich mich nun immer an Ihrer gemalten Schönheit freuen und begeistern. Ich danke Ihnen auf’s Innigste für dieses köstliche Geschenk.–
In vergangener Woche war ich zum 1.X. bei der Frau Grf. von Bassewitz und gestern zur 1. Stunde bei der kleinen Comteß „Wendel“. Ich soll ihr also die Anfangsgründe im Aquarelliren beibringen – Es ist ein herzaufgeschlossenes, liebes Kind. Frau Grf. ist sehr liebenswürdig und auch verständnisvoll.
Der Museumsdirektor Prof. Josephin ist leider eingezogen; ich konnte nur meine Karte abgeben. Sehr schade, nun habe || ich noch gar keine weitere Verbindung mit dem Ethno. Museum. Nun hoffentlich kommt das noch – ebenso, daß ich noch Pensionäre bekommen. Vorläufig Anfragen – aber noch keine Anmeldungen – diesen ersten Winter – bis zum nächsten Herbst wird wohl noch schwer sein – dann wird es hernach besser sein, da wir dann doch schon ernten werden – aber bis dahin muß man doch Alles kaufen und es ist Alles rasend teuer. Unser Roggen, auf dessen Ernte ich zum Herbst hoffe, ist seit gestern zu unserer Freude aufgegangen. – In aller Sorge und Kämpfen ist und bleibt unser Sonnenscheinchen „Trautchen“ unsere ganze Freude und mein Trost u. Halt. Sie ist zu lieb u. zärtlich, kennt Ihr liebes Bild ganz genau und giebt immerzu Kußhändchen.
Doch nun für heute muß ich schließen. Ihnen Alles Liebe und Gute wünschend bin ich stets und immer mit vielen Grüßen u. einem Handküßchen von Ihrem Patchen u. Adoptiv-Enkelin Trautchen
stets Ihre Ihnen treu u. aufrichtig dankbar ergebene, Sie hochverehrende
„Adoptivtochter“ Elli von Cromptond
a korr. aus: daß; b korr. aus: sie; c korr. aus: Ausruhsfleckchen; d eingef. am linken Rand: stets Ihre … Crompton.