Wilhelm Knaupp an Ernst Haeckel, Renchen, 26. Juli 1908
Renchen Juli 26/08
Hochgeehrter Herr Pr. Haeckel.
Ihr mich sehr erfreuender Brief, sammt der Festrede bei Uebergabe Ihres Phyletischen Museums [ist] richtig bei mir eingetroffen. Vona den beigelegten Einlaßkarten werde ich wohl keinen Gebrauch mehr machen können, denn mein hohes Alter – Im Geiste aber will ich dabei sein u. bin immer zugegen, wo es gilt dem großen Forscher Ehre zu erweisen. Was für große Schätze u. Reichtümer haben Sie nicht schon aus dem tiefen verworrenen Schacht der Wißenschaft u. || des Menschengeistes mit unglaublichen Kämpfen u. Mühen u. Aufopferungen hervorgeholt u. der ganzen Menschheit dargebracht u. mir selbst dem kleinen dem schlichten Manne der Sie in Ihren Werken u. philosophischen Denken aber ganz erfaßt hat, dem erweisen Sie die große Ehre, laden mich zu der großen Festlichkeit u. mein Name prangt an der Ehrentafel, als Förderer der großen Sache. Es ist mir nicht gegeben Ihnen meinen Dank in richtigen Worten darzubringen. Ich bin um 20 Jahren verjüngt. Vielen Dank für die von Ihnen mir erwiesene Ehre!
Was mag das wohl für ein Festjubel sein am 30 Juli; eine auserlesene Schaar von geistig erleuchteten Männern, || begeistert von dem Feuer der Wahrheit, des Forschens u. Kämpfens u. der Centralpunkt, um den der ganze Kreis sich dreht, ist der Unerschrockene, unermüdliche u. kein Opfer scheuende Professor Haeckel. Glück auf zu solche einem Tage (in Zeiten trüber Reaktion). Der Same, den Sie reichlich gestreut, wachse, blühe u. gedeihe zum Wohl u. Heil der ganzen Menschheit. Ein hoch dem Manne Haeckel u. ich biete meinen Gruß der ganzen Versammlung.
Mit herzlichem Dank u. Gruß
Wm. Knaupp
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