Thiele, Carl Heinrich

Carl Heinrich Thiele an Ernst Haeckel, Jena, 11. Dezember 1907

JENA, DEN 11. Dez. 1907

WÖRTHSTR. 10.

Hochverehrter Herr Professor!

Beifolgend übersende ich Ihnen ergebenst das Schreiben eines mir befreundeten Aachener Herrn, den ich zwecks Beschaffung von Adressen Großindustrieller angegangen habe, mit der Bitte gütiger Einsichtnahme und bald gefälliger Uebersendung von Werbeprospekten für das Phylogenetische Museum.

Ich bin überzeugt, Herr Jacobi wird mit Begeisterung dafür arbeiten. Ich verbleibe in steter Hochachtung und Verehrung

Ihr dankbar ergebener

C H. Thiele

[Beilage: Hans Jacobi an Carl Heinrich Thiele, Aachen, 10. Dezember 1907]

10. Dezember 1907

Sehr geehrter Herr Thiele,

Ihre gefl. Zeilen vom 6. ds. habe ich erhalten. Ich war längere Zeit auf Reisen und konnte mich daher nicht mit dem Eifer dem Monistenbunde widmen, wie ich das tun möchte. Ich bin selbstredend bereit, Wege zu suchen, dem zu errichtenden phyletischen Museum in Jena namhafte Beträge zuzusteuern. Indessen ist das nicht so leicht. Eher als in Aachen könnte ich in Eupen, wo ich sehr vermögende Leute zu Verwandten zähle, die ihrerseits wieder eng mit Dürener sehr reichen Familien verwandt sind, etwas auftreiben. Ich habe den Plan, in Eupen den Tuchfabrikanten Herrn Arthur Peters für den Deutschen Monistenbund zu gewinnen, ebenso seinen Bruder Herrn Wilhelm Peters. Diese können leicht weitere Kreise um sich ziehen, bezw. mir Adressen aufgeben von Leuten, || die sich nicht nur der Monistenbewegung anschliessen, sondern auch Geldmittel aufbringen könnten. Zu alledem bedarf ich aber des Agitationsmaterials und es würde mir angenehm sein, etliche Prospekte zu bekommen; ich werde alsdann zusehen, was sich weiter erreichen lässt.

Ich bedauere sehr, dass ich hier in Aachen so sehr wenig Fühlung mit der Leitung des Monistenbundes nehmen kann, auch meine Berufsgeschäfte (ich bin simpler Wollhändler!) mich daran hindern, mich der Sache mehr zu widmen. Ausserdem soll ich anfangs nächsten Jahres Hochzeit feiern, da können Sie sich denken, dass man auch noch andere Dinge im Kopf hat. Wenn ich aber wieder in geregelten Bahnen bin, sollen es nicht meine schlechtesten Kräfte sein, die ich in den Dienst unserer Sache stelle. So gerne hätte ich dann und wann eine Unterredung, z. B. über die viel erörterte Frage, ob der deutsche Monistenbund nicht zu dogmatisch wird. Hier in Aachen ist verflucht wenig geistiges Leben!!

Senden Sie mir bitte die Prospekte – – Sie werdena || dann mehr von mir hören.

Inzwischen bin ich mit frdl. Grusse

Ihr sehr ergebenerb

Hans Jacobi

a korr. aus: wer; b korr. aus: ergegebener

 

Briefdaten

Empfänger
Datierung
11.12.1907
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 45123
ID
45123